Aus Ferne wurde Nähe

Es gibt sie: die Erfolgsgeschichten des Online-Datings. Unsere anonyme beziehungsweise-Leserin hatte nach vielen schlechten Erfahrungen eigentlich aufgegeben – und wurde dann für ihre Ausdauer und ihren Mut mit der großen Liebe belohnt

Zack! Inmitten einer Reha teilte mir mein damaliger Partner per Telefon mit, dass er nicht mehr mit mir zusammen sein wollte. Eine Woche nachdem er mich hingefahren und mir versichert hatte, wie stolz er auf mich sei und dass er mich über alles lieben würde. Die Sprüche am Telefon waren so surreal, dass ich es erst nicht realisieren konnte. Dann der Zusammenbruch.

Meine Ziele, die ich mir für die Reha und auch die Zeit danach gesteckt hatte, trieben weg. Immer hatte ich seine verletzenden Worte im Wechsel mit der Prophezeiung seiner Mutter und auch seines besten Freundes („Er macht dir einen Antrag! Dauert nicht mehr lange!“) im Ohr.

Monatelang ließ ich mich treiben, nur meine Katze war der Grund, dass ich überhaupt aufstand, mich zu meinem Job, den ich doch eigentlich gern mache, quälen konnte. Als ich die schlimmsten Schmerzen überstanden hatte, meldete ich mich bei diversen, teilweise kostenpflichtigen Dating-Apps an. Ablenkung, Aufmerksamkeit, das war, was ich wollte, an die große Liebe glaubte ich nicht mehr.

An die große Liebe glaubte ich nicht mehr

Trotz anfänglicher, naiver Neugierde stumpfte ich recht schnell ab. Proll-Bilder, Statussymbole, Selbstbeweihräucherung in Kombination mit Respektlosigkeit und entsetzlicher Grammatik und Rechtschreibung dünnten das Kandidatenfeld schon stark aus. Mit einigen traf ich mich. Muttersöhnchen, „Männer“ , die auf den Erfolg ihrer Band warten, die „Ich-sage-ich-suche-die-wahre-Liebe-will-aber-eigentlich-doch-nur-poppen“-Typen, Machos. Es waren sogar einige nette Kerle dabei, aber es hat nie gefunkt. Dann, nach der nächsten Diskussion, was für eine anspruchsvolle Schlampe ich sei, beschloss ich, dem Online-Dating den Rücken zu kehren.

Während der Suche, wie ich ordnungsgemäß kündigen konnte, teilte die App mir mit, dass jemandem mein Profil gefalle. Eigentlich wollte ich das ignorieren. Konnte ich aber einfach nicht. Ich sah mir das Profil von DIR an. Musikgeschmack, Humor, Abneigung gegen Menschenmassen, ruhig … Wir hatten so viel gemeinsam. Auch optisch fand ich dich sehr attraktiv. „Den muss ich kennenlernen“, war alles, was ich dachte. Während ich auf den Button tippte, um den Chat zu öffnen, sah ich gerade noch, wo du herkommst: ein schönes Städtchen in der Pfalz, mir bekannt, weil mein Vater dort in Kur war und ich ihn besucht hatte. Und … über 200 Kilometer entfernt.

Weiter geht’s auf der nächsten Seite.


Weitere interessante Beiträge
Toxischer Streit in der Beziehung
Weiterlesen

Toxische Wünsche

Wie weit kann ich gehen? Unsere anonyme beziehungsweise-Leserin hat sich auf einen Mann eingelassen, dessen Forderungen immer mehr ihre Grenzen überschreiten. Dennoch kann sie sich nicht lösen. Sie macht mit und leidet. Bis endlich ihr Widerstand groß genug wird