Als hätte ich dich gestern erst verlassen

Wir haben uns echt geliebt. Eine Art der Liebe, die gar nicht richtig verschwinden kann. Jedenfalls fühlt sich das gerade so an für mich. Aber eine Liebe, die nicht gesund war. Die mit Kontrolle und Eifersucht und eigentlich nur mit grenzenloser Angst, nicht geliebt zu werden, verbunden war. Wie paradox. Deine Schwächen haben meine Ängste gefüttert und andersherum. Unsere Unterschiedlichkeit hat es nicht leichter gemacht. Als würden ein Pirat und ein Ritter versuchen, ein Paar zu werden. Fatal attraction. Eben nur attraktiv, wenn man sich nicht unbedingt auf Dauer damit arrangieren muss.

Ich weiß, du siehst das anders. Du mochtest unsere Andersartigkeit. Aber ich habe mich ja auch mehr an dich angepasst als andersherum. Wollte zu dir passen, dich stolz machen. Dein Fehler? Mein Fehler? Unser Fehler.

Irgendwo bin ich auf der Strecke geblieben. Und das haben wir viel zu spät bemerkt. Wir hatten vergessen, vielleicht es überhaupt nie gewusst, dass Liebe mit ganz ganz ganz viel Freiraum verbunden sein muss, sonst erstickt man den anderen in seinen Bedürfnissen. Und das kann passieren, auch wenn niemand böse oder bewusste Absichten hat, den anderen zu verletzen.

Ich sehe auch schon länger nicht mehr nur das Schlechte an der Beziehung, so wie nach der Trennung. Ich sehe extrem viele Hochs und extrem viele Tiefs, die sich gegenseitig so schnell jagten, dass ich emotional überhaupt nicht hinterher kam. Die Hochs waren zauberhaft und leicht und einfach schön. Lebendig. Vertraut. Warm. Kindlich und liebevoll. Die Tiefs waren meine persönliche Hölle. Und irgendwann musste meine Vernunft eingreifen und die Tiefs auf Kosten der Hochs aus meinem Leben schneiden. Denn sonst hätte ich nicht überlebt oder nur noch als Schatten meiner selbst.

Ich habe mal gelesen, dass für eine glückliche Beziehung die Anwesenheit von Schönem weniger wichtig ist als die Abwesenheit von Schlechtem. Schlechtes schneidet viel tiefer in die Seele,als Schönes sie streichelt. Warum das so ist, weiß nur Gott. Ich wünschte, es wäre anders. Denn dann hätten wir eine Zukunft gehabt.

Und nun bleibt nur zu hoffen, dass wir beide irgendwann in einer Partnerschaft Ruhe und Geborgenheit finden. Eine Geborgenheit, die nicht nur ein paar Tage oder Wochen anhält, bis es wieder knallt. Sondern eine Geborgenheit, die sich durchgängig als Basis durch die Beziehung zieht. Und wenn man doch mal eine Meinungsverschiedenheit hat, soll diese nicht gleich an der Substanz der Beziehung und der Seele rüttelt. Ja, vielleicht wird diese Art der Beziehung dann weniger Hochs haben als wir sie hatten. Aber auch weniger Tiefs. Eine gesunde Ausgeglichenheit. Aber dazu braucht es auch viel Zeit und viel Arbeit an uns selbst. Und einen Partner, der das mit Ruhe und Gelassenheit und viel viel Liebe ausbalancieren kann, was wir an Schäden mitbringen.

Ich weiß, ich habe mittlerweile einen Menschen gefunden, der mir genau das geben möchte. Einen Hafen zum Anlegen. Der mir ähnlich ist und der gelassen mit meinen Macken umgeht. Der darüber lächelt und sich nicht leicht aus der Ruhe bringen lässt, so wie du und ich es immer getan haben. Jemand, der meiner aufbrausenden Art mit seiner Geduld und seinem Respekt den Wind aus den Segeln nimmt und mir so auf eine liebevolle Art und Weise aufzeigt, wie kindisch ich mich gerade verhalte. Ohne laut oder gemein zu werden. Weil er emotional stabil ist, mit sich im Reinen ist. Genauso jemanden wünsche ich dir auch. Denn das ist der einzig mögliche Gegenpart für uns.

Sie möchten uns Ihre Erlebnisse erzählen? Wir freuen uns darauf und veröffentlichen vielleicht als nächstes Ihre Love Story. Hier können Sie uns Ihre Liebesgeschichte senden.

P.S.: Tipp- und Grammatikfehler korrigieren wir für Sie mit größter Sorgfalt. Größere Veränderungen werden wir aber natürlich nur nach vorheriger Absprache mit Ihnen vornehmen. Mit der Veröffentlichung des Beitrags stimmen Sie unserer Autorenvereinbarung zu.


Weitere interessante Beiträge