„Ach, such du aus!“ Gut gemeint, aber …

Liebe braucht Aufmerksamkeit. Und Rücksicht. Manchmal braucht sie aber auch klare Entscheidungen und kein Hin und Her. Denn das kann in den Wahnsinn führen. Unsere anonyme beziehungsweise-Leserin über lieb gemeinte Gefallen, die mehr stressen als helfen

Pling. „Ich gehe auf dem Heimweg einkaufen, was soll ich mitbringen?“ Die Nachricht meines Freundes reißt mich aus meiner Arbeit am Rechner. Tabellenkalkulationen, Abgabetermin gestern. „Worauf du Lust hast!“

Pling. „Was haben wir? Was fehlt?“

Ich seufze und gehe zum Kühlschrank. Was fehlt? Eine ganze Menge. Kreativität zum Beispiel. Ich hole einen Zettel, schreibe alles auf, was mir einfällt, was wir brauchen könnten. Fotografiere den Zettel ab, schicke ihn als Nachricht.

Grüble über eine Formel für Spalte 10 und verzweifle an dem Ergebnis „Ungültig“. Hilfe.

Pling. „Brauchen wir kein Brot?“ Ich lasse die Maus fallen, stehe erneut auf und schaue in den Brotkasten. Stimmt. Damit kann man jemanden erschlagen (beispielsweise meinen Auftraggeber, denke ich missmutig), aber sicher nicht mehr essen. „Bitte bring Brot mit!“, sende ich. Irgendwo habe ich vergessen, eine Zelle zu formatieren. Aber welche? Einmal zwischenspeichern, nur zur Sicherheit.

Pling. „Hier gibt es Seelachs im Angebot. Was hältst du davon?“ Mein Kopf fällt in den Nacken. Ich atme schneller. Konzentriere mich darauf, ruhig zu bleiben. Aber da ist diese Frage in meinem Kopf, die ich gerne stellen möchte: „Kannst du nicht alleine einkaufen, verdammt nochmal?“


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