Bitte nicht noch einmal! Neu verlieben – aber richtig

Erst Ordnung schaffen, dann neu verlieben! Wie lange braucht es, um wieder bereit für eine neue Beziehung zu sein? Nicht so lange wie in der Statistik, aber länger als vermutet, stellte Jule Blogt fest

Eine Trennung zu verarbeiten dauert etwa die Hälfte der vergangenen Beziehungsdauer. So habe ich es oft gehört und gelesen. Glauben konnte ich es nie. Bei kurzen Beziehungen mag das Sinn machen, aber was ist mit den Menschen, die zehn Jahre oder länger ihr Leben miteinander verbracht haben? Die können doch nicht über fünf Jahre an der Vergangenheit hängen? Es klang mir nicht schlüssig – bis ich es selbst erlebte.

Die Vergangenheit schloss ich weg

Sieben Jahre, nachdem ich freudestrahlend mit meinem Ex-Freund zusammenkam, war unsere gemeinsame Zeit vorbei. Ich hatte entschieden, dass er doch nicht derjenigen sein sollte, mit dem ich den Rest meines Lebens verbringen wollte. Ich war mir sicher in dem, was ich tat. Hinterhertrauern oder wieder zurück wollen, das gab es für mich nicht. Schluss, aus, Ende – und weiter geht’s im Zug des Lebens. Das funktionierte sogar ziemlich gut. Schnell hatte ich Dates, verliebte mich, entliebte mich und genoss die neu gewonnene Freiheit. Die Vergangenheit hatte ich in das hinterste Stübchen meines Kopfes verbannt. Manchmal glaubte ich sogar, die letzten sieben Jahre geschlafen zu haben, so leer waren die Erinnerungen an die gemeinsam verbrachte Zeit. Was mir damals nicht bewusst war: Ich verdrängte. Mein neues Leben als Single war so nervenaufreibend, dass ich gar keine Zeit hatte, mich mit alten Zöpfen zu beschäftigen. Ich wollte es auch nicht. Nach vorne sehen, nicht zurück.

Der alte Partner, nur anders

Was ich nicht merkte war, dass ich unbewusst nicht nach einem neuen Partner suchte, sondern nach dem alten, bloß anders. Er sollte anders aussehen, andere Charaktereigenschaften haben, aber bitte schön den gleichen Alltag erzeugen wie der Mann, neben dem ich sieben Jahre lang aufgewacht war. So fielen auch die Kriterien aus, die mein Zukünftiger zu erfüllen hatte: fest im Leben stehend, tanzbegeistert, tierlieb und formbar. Dass mein Wunsch nach Veränderung sich jedoch mit den unbewusst gleichbleibenden Partnervorstellungen biss, merkte ich nicht, meine Dates allerdings durchaus. Wie lange habe ich mich gewundert, warum es einfach nicht klappen mochte mit einem neuen Mann in meinem Leben. Dabei hatte ich selbst Schuld. Alle die, die sich zu sehr von meinem Ex unterschieden, sortierte ich aus. Diejenigen, die ihm ähnlich waren ebenfalls, denn ich wollte ja etwas anderes. Am Ende blieb nicht viel übrig, eigentlich nichts.


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