Lückenbüßer liebt man nicht!

Lückenbüßer sind wertvolle Menschen, die uns nach einer intensiven Beziehung auffangen und eine schöne Zeit bescheren, findet Jana Seelig. In ihrer heutigen Gastkolumne erzählt sie allerdings, warum es ratsam ist, sich nicht in einen solchen Menschen zu verlieben

Lückenbüßer, das sind die Personen, die das Loch zwischen zwei großen Beziehungen füllen. Lückenbüßer – auch so ein unschönes Wort für etwas, das eigentlich ziemlich gut ist. Lückenbüßer schlafen neben dir ein, wenn du nicht allein sein willst. Manche bringen dir sogar Frühstück ans Bett und der Großteil von ihnen stellt dir ungefragt seine Geschlechtsorgane zur Verfügung, in der Zeit, die du damit verbringst, auf den nächsten richtigen Menschen zu warten. Mit Lückenbüßern kann man alles tun, was man mit den Lieben des Lebens auch tut – alles, bis auf eins: in Lückenbüßer verliebt man sich nicht.

Lückenbüßer sind Menschen, die sich gegenseitig brauchen, und doch zu feige sind, es voreinander zuzugeben. Weil es verletzend ist, nur der Mensch zu sein, der eine Lücke schließt, wenngleich man oftmals selbst nur benutzt wird, um diese Lücke, die man selbst spürt, auch beim anderen zu füllen. Mit all dem, das man eigentlich gerne in eine Beziehung stecken würde, zu der man sich emotional jedoch noch nicht bereit fühlt, weil die Wunden, die die letzte Liebe hinterlassen hat, noch nicht verheilt sind.

Es ist nicht allzu lange her, dass ich mit genau so einem Menschen im Bett lag, also dem klassischen Lückenbüßer, und ihm folgende Frage stellte: „Kennst du das, wenn du etwas wirklich Schönes siehst und den Moment einfach festhalten willst, und dann holst du die Kamera hervor und drückst den Auslöser, doch es ist viel zu dunkel und das Bild verwackelt und verliert dadurch all seine Schönheit? Kennst du das? Manchmal glaube ich, dass wir so ein Moment sind.“


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