unerhört: Sein Freund hat mich vor ihm schlecht gemacht

Der Einfluss des Freundes hat die Beziehung zerstört. Und wie lange sollte man warten?

Frage: Seit sein Freund mich schlecht gemacht hat, herrscht Funkstille

Ich bin 27 und hatte schon die ein oder andere Beziehung. Meine Letzte ging im vergangenen August nach zwei Jahren auseinander. Das war schon in gewisser Weise schmerzhaft, aber nicht mit dem zu vergleichen, was ich jetzt durchlebe. Ich lernte ihn (30 Jahre) vergangenes Jahr durch absoluten Zufall (zur richtigen Zeit am richtigen Ort – das Schicksal, oder wer/was auch immer) kennen und wir verliebten uns Hals über Kopf. Wir kamen schnell offiziell zusammen und verbrachten ab diesem Zeitpunkt jeden Tag und jede Nacht miteinander.

Dann kam der Familientag. Ich will nicht sagen, dass an diesem Tag alles angefangen hat, es gab vorher schon viele Missverständnisse, die wir nie grundlegend geklärt haben, aber das waren Kleinigkeiten. Zuerst Mittagessen mit seiner Großfamilie und danach ging es zum Geburtstagskaffee der Freundin seines besten Freundes. Mir ging es nicht gut, weil eine dicke Erkältung im Anmarsch war. Da ich wirklich kaputt war, übernahm ich bei diesem Kaffeetrinken eher die Rolle des Zuhörers. Von seinem besten Freund (selbsternannter Hobbypsychologe) wurde ich nun, nachdem er mich an diesem Tag das dritte(!) Mal gesehen hatte, als äußerst gefühlskalt, distanziert und interessenlos analysiert. Mein Freund glaubte ihm das und es kam zwischen uns zu einer riesen Diskussion. Er sagte Sachen, die mich sehr verletzten.

Und plötzlich fiel der Satz “Ich habe dafür keine Kraft im Moment, vielleicht ist es besser, wenn wir uns erst einmal trennen.”

Seit diesem Tag haben wir keinen Kontakt mehr gehabt. Ich will ihm Zeit geben, die er jetzt für sich braucht und ich denke, dass es mir ebenfalls gut tut. Glaubt ihr, dass es noch eine Chance für uns gibt?

Antwort: Nach sechs bis acht Wochen erleben viele Paare ihre erste Krise

Wenn ich Sie richtig verstehe, sind Sie so verliebt wie lange zuvor nicht. Es war nicht einmal geplant oder gesucht, sondern wie vom Schicksal (oder “was auch immer”, wie Sie formulierten) zusammengeführt. Sie schreiben, nach der Trennung Ihrer letzten Beziehung, die zwei Jahre andauerte, haben Sie sich nicht so schlecht gefühlt. Das klingt für einen Außenstehenden erstaunlich, denn vermutlich haben Sie in diesen Jahren doch insgesamt mehr schöne Zeit mit Ihrem Ex-Partner verbracht als nun mit Ihrem neuen Freund. Kann es sein, dass Sie diesem Schicksalswink eine größere Bedeutung zumessen, weil es so zufällig geschehen ist?

Ob Sie und Ihr Freund noch eine Chance haben? Ich wünsche es Ihnen, aber ich kann das nicht voraussagen. Dass er sich so sehr von der Meinung eines Freundes beeinflussen lässt, spricht dafür, dass dieser Gedanken ausgesprochen hat, die Ihr Freund selbst bereits hatte und sich dadurch bestätigt fühlte. Es heißt, wir verlieben uns in die sympathischen Seiten eines Menschen und lernen dann, ob wir mit den unsympathischen leben können. Mit Ihrem Konflikt liegen Sie ziemlich genau im statistischen Mittel der ersten kleinen Krisen nach den ersten Wochen und Monaten. Hier entscheidet sich bei vielen Paaren, ob sie es tatsächlich miteinander versuchen wollen.

Nach meiner Erfahrung können sich Paare in dieser Situation wiederfinden, sogar nach emotionalen Streits. Allerdings braucht es dazu von beiden Partnern den optimistischen Blick nach vorne und das Gefühl, es würde sich auch in vielen Jahren noch gut anfühlen, zusammen zu sein.

Manchmal braucht es eine Auszeit, um sich an Dinge zu erinnern, die einem gut getan haben. Insofern ist es sicher Erfolg versprechender, sich Zeit zu lassen, als die gemeinsamen Treffen mit negativen Probleme Wälzen zu verbringen.

Wenn Sie wieder zusammenkommen möchten, müssen Sie die anfängliche Freude aneinander und die Positivität wiederfinden. Jetzt wäre die Zeit gemeinsam etwas Neues, Ungewöhnliches zu erleben. Besuchen Sie einen Kletterpark. Minimieren Sie die dunkle Wolke der Probleme, um Optimismus zu erzeugen. Das fördert die Bereitschaft, aufeinander zu zugehen.


Weitere interessante Beiträge