Verordnetes Hikikomori – Mutieren Singles durch die Coronakrise zu Einsiedlern?

Wer Hikikomori betreibt, igelt sich zu Hause ein und verlässt die eigenen 4-Wände so gut wie gar nicht mehr. Für uns in Deutschland mag das gesellschaftliche Phänomen aus Japan unwirklich erscheinen, doch seitdem das Coronavirus unser Leben bestimmt, stehen gerade Singles den geübten Japanern in nichts mehr nach

Kontaktbeschränkungen bedeuten für Singles: Me, myself, and I

Es ist zwar schon einige Jahre her, aber ich erinnere mich noch genau daran, wie schockiert ich war, als ich mir eine Doku zum Thema „Hikikomori“ anschaute. Glaubt man der Statistik, gibt es allein in Japan 1.2 Millionen Menschen, die sich teilweise seit Jahrzehnten selbstgewählt „einsperren“, ohne persönliche soziale Kontakte abseits von digitaler Kommunikation. Ein gesellschaftliches Phänomen, das durch die coronabedingten Kontaktbeschränkungen auch in Deutschland unseren Alltag bestimmt. Mit dem Unterschied, dass es dadurch vorwiegend keine selbstbestimmte Endscheidung mehr ist, persönliche Kontakte zu vermeiden. Wer früher als Stubenhocker galt, rettet mit seiner Selbstisolation nun die Welt (zumindest fast). Besonders Singles waren und sind von den Kontaktverboten besonders betroffen. Sich nur mit Personen des eigenen Hausstandes verabreden dürfen? Me, myself, and I – na herzlichen Glückwunsch. Sozusagen ein verordnetes Hikikomori. Obwohl Online-Dating einen regen Zulauf verzeichnet, täuschen diese virtuellen Kontakte nicht darüber hinweg, dass sich ein reales Treffen je nach Regelungen im betroffenen Bundesland schnell zu einer illegalen und im schlimmsten Fall sehr teuren Angelegenheit verwandeln kann.

Das 1. Date ohne Hose? Corona macht es möglich

Was ist eigentlich so schlecht daran, die geltenden Kontaktbeschränkungen dafür zu nutzen, über Dating-Apps und Online-Partnervermittlung ins Gespräch zu kommen und sich die Zeit zu nehmen, das Gegenüber virtuell so richtig kennenzulernen? Viele Anbieter setzen auf Videochats, die reale Dates ersetzen sollen. Schön bequem, für ein Videodate nicht mal eine Hose anhaben zu müssen und dabei trotzdem seriös rüberzukommen, oder? Ist die Wohnung unaufgeräumt, einfach einen virtuellen Hintergrund wählen und schon werden Wäscheberge durch die eingeschneiten Alpen ersetzt. Abgesehen vom Aufräumen spart das virtuelle Kennenlernen übrigens auch die Einladung zum Essen bzw. teuren Drink in der Cocktailbar.


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