Es lebe die Ehe!

Immer mehr Scheidungen in Deutschland? Fehlanzeige! Neue Zahlen des Statistischen Bundesamts machen deutlich, dass es immer weniger Scheidungen gibt und die Ehen länger halten. Kein Wunder, denn es spricht einfach so viel für die Ehe

Weniger Scheidungen, längere Ehen

Knapp 166.200 Ehen wurden laut Statistischem Bundesamt im Jahr 2014 in Deutschland geschieden. Das klingt nach viel und dürfte Wasser auf die Mühlen derjenigen sein, die in der Ehe sowieso ein Auslaufmodell sehen. Tatsächlich sind das aber 2,1 % weniger Scheidungen als noch 2013 und sagenhafte 22,3 % weniger als im Jahr 2003! Der Trend ist also überdeutlich: Die Ehe lebt, die Ehe ist wieder wer! Außerdem setzt sich der Trend der vergangenen Jahre zu einer längeren Dauer geschiedener Ehen fort: 2014 hielten geschiedene Ehen durchschnittlich 14 Jahre und 8 Monate, im Jahre 1994 waren es nur 12 Jahre. Zahlen, die richtig Mut machen!

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Die Vorteile liegen auf der Hand

Na klar, es gibt sie: Die pragmatischen und wirtschaftlichen Gründe, die für eine Eheschließung sprechen. Wir wollen sie an dieser Stelle auch gar nicht kleinreden:

  • Eine Ehe bringt steuerliche Vorteile (Stichwort „Steuerklasse wechseln“) und meist auch größere finanzielle Sicherheit für beide Ehepartner.
  • Ungeliebte Familiennamen (Axel Schweiss, Roman Tisch, Claire Waßer, Marga Käse, …) verschwinden wie durch ein Wunder, mir nichts dir nichts, über Nacht.
  • Die Hochzeitsfeier gehört sicherlich zu den Highlights im Leben eines Menschen. Außerdem sind JungesellInnenabschiede und Flitterwochen ja auch nicht zu verachten …
  • … von Hochzeitsgeschenken ganz zu schweigen.
  • Oftmals – aber leider nicht immer – macht man die eigenen Eltern und Großeltern durch eine Eheschließung mächtig stolz („Endlich ist sie/er in trockenen Tüchern …“).
  • Viele wissenschaftliche Studien weisen – entgegen dem landläufigen Vorurteil – darauf hin, dass das Liebesleben in der Ehe erfüllender ist als außerhalb einer solchen.
  • Ebenfalls als bewiesen gilt: Heiraten ist gesund! Eine Ehe beugt körperlichen und psychischen Krankheiten vor.

Diese Vorteile sprechen ja bereits für sich. Doch es gibt noch viele mehr! Ein Begriff, der bislang noch fehlt: Ehe bringt Sicherheit. Ehe sichert ab, stabilisiert, verfestigt, was gut ist und auf Dauer und – irdische – Ewigkeit abzielt. Ehepartner halten aufgrund eines (un)ausgesprochenen Versprechens auch in schweren Zeiten stärker zusammen als Paare, die sich nicht das Ja-Wort gegeben haben. Und jedes Leben kennt nun einmal seine Stürme. Von dieser Sicherheit profitieren dann auch die gemeinsamen Kinder. Je nach persönlichen und religiösen Wertvorstellungen mag die Ehe auch die Voraussetzung zur Familiengründung sein.

Auch wenn es sich ein wenig unromantisch anhört: Gerade für Verlustängstliche ist die Eheschließung geradezu ein Akt der Befreiung und Entlastung – von Unsicherheit und Ungewissheit. Und zugleich ist sie der bewusste Entschluss zum größten Abenteuer, das zwei Menschen, die in Liebe miteinander vereint sind, gemeinsam bestreiten können.

 Die Ehe ist die ultimative Ausdrucksform für das gemeinsame Liebesglück

Außerdem haben die Ehe und ihre Symbolisierung, der Ehering, Außenwirkung: Schaut her, wir sind ein Paar, wir gehören zusammen, für immer und noch einen Tag länger! Es macht eben einen Unterschied, ob man „mein Freund“ oder „mein Mann“ sagt. Eine Ehe schafft klare Verhältnisse und Orientierung, wie es eine feste Partnerschaft allein kaum vermag. Es ist ein menschliches Bedürfnis, seine Freude und sein Glück nach außen hin auszudrücken und offen zu zeigen. Die Ehe ist die ultimative Ausdrucksform für das gemeinsame Liebesglück. Und sie ist der größte Liebesbeweis. Der Grund für die Eheschließung kann dann schlicht und einfach Liebe sein. Was braucht es auch mehr? Die Ehe ist eben die schönste Symbolisierung der Liebe.

Eines der gelungensten Argumente für die Ehe ist vom deutschen Psychologen Bas Kast inspiriert: Die Ehe schafft durch ihren Rahmen eine gänzlich neue Beziehungsqualität, eine neue Tiefe. Man mag einwenden, das gelte ja auch für eine feste Partnerschaft. Doch der große Unterschied ist – ganz gleich, welche Form der Eheschließung man selbst präferiert (standesamtlich, kirchlich usw.): Die Eheschließung ist ein symbolischer, ritualisierter Akt, der vor Zeugen geschieht. Sie ist ein Bekenntnis, ein Gelübde, ein Versprechen – das gemeinsame und verbindende Aussprechen einer positiven Zukunftserwartung. Und gerade eben diese positive Erwartungshaltung, die durch das Öffentlichmachen vor Zeugen noch einmal an Bedeutung Wirkung und Verbindlichkeit gewinnt, befeuert und vertieft das Projekt „gemeinsam leben, einander lieben“ noch einmal beträchtlich.

in guten wie in schlechten Zeiten

Durch den ultimativen Schritt in die Ehe und somit das öffentliche sich Festlegen auf und die Bindung an einen geliebten Menschen erleben wir erst, was echte Verbindlichkeit ist, wirkliche Investition, tiefste Nähe. Gerade weil wir uns nicht blind einander verschrieben, sondern bewusst füreinander entschieden haben. Und diese Entscheidung befreit zugleich auch von der ewigen, narzisstisch-perfektionistischen Suche nach einem „Immer-noch-besser“. Erst die Ehe holt gänzlich das Gute aus uns heraus, das bereits in uns angelegt und verborgen ist, wachgeküsst werden will. Und wir geben uns einem Menschen erst dann ganz hin, wenn wir uns definitiv – symbolisch, rituell – an ihn gebunden haben. Das Glück liegt bekanntlich nicht im Außen, sondern im Inneren, in nächster Nähe.

Trauen Sie sich: Trauen Sie sich!

Eine Ehe einzugehen ist ein Wagnis, keine Frage! Zweifel sind menschlich. Aber Mut eben auch. Mut zum Sprung in die Bindung, Mut zur Hingabe, die nicht zu verwechseln ist mit Selbstaufgabe. Und so vermag die Ehe im schönsten Fall das, was keine andere Partnerschaft vermag: Das Fühlen unbedingter Nähe und Liebe. Wagen Sie den Sprung – trauen Sie sich!

Inspiration für Unentschlossene:

  • Engele, Nina. (2015). 111 Gründe, zu heiraten. Berlin: Schwarzkopf & Schwarzkopf.
  • Jellouschek, Hans. (2004). Liebe auf Dauer: Die Kunst, ein Paar zu bleiben. Freiburg i. Br.: Kreuz.
  • Kast, Bas. (2004). Die Liebe und wie sich Leidenschaft erklärt. Frankfurt: Fischer.

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