Liebe – die häufigsten Definitionen nach John Alan Lee

Liebe ist nicht gleich Liebe

Was ist denn nun eigentlich Liebe? Wir wissen, dass dieses Gefühl mit chemischen Abläufen zu tun hat. Doch wie beurteilen wir selbst Liebe? Kaum jemand wird dies mit den verwirrenden Namen von Hormonen und Botenstoffen tun, die irgendwo erzeugt werden und dann irgendwo andocken.

Wir verfügen ohne dieses Wissen durchaus über konkrete Vorstellungen von Liebe. So konkret, das sich diese durchaus unterscheiden können. Wenn zwei Menschen von Liebe sprechen, bedeutet dies nämlich beileibe nicht, dass sie das Gleiche meinen.

Der kanadische Soziologe John Alan Lee hat die häufigsten Definitionen gesammelt, ausgewertet und zusammen gefasst. Dabei kam er auf sechs Liebesstile, wobei die wichtigste Erkenntnis weniger in der unterschiedlichen Auslegung des Begriffs Liebe besteht, sondern in der Tatsache, dass es ein richtiges oder falsches Verständnis von Liebe gar nicht geben kann, zu individuell sind die Vorstellungen. Diese sind im Einzelnen:

Die romantische Liebe (Eros) spricht vor allem Menschen an, bei denen das Gefühl der Verliebtheit im Vordergrund steht. Der romantisch Verliebte empfindet den Partner als attraktiv und sexy, will mit ihm möglichst oft und möglichst nah zusammen sein, mit ihm alle Empfindungen, Erinnerungen und neue Erfahrungen teilen können. Er glaubt häufiger an die Liebe auf den ersten Blick als andere.

Die besitzergreifende Liebe (Mania) benennt eine Liebe, die weiter reicht als die romantische Liebe. Sie stellt den Partner in den Mittelpunkt des Lebens. Das geliebte Wesen scheint perfekt. Die sexuelle Anziehung ist sehr stark. Ohne die geliebte Person zu leben, scheint unvorstellbar. Eifersucht wird bei der besitzergreifenden Liebe als schmerzhafte Zugabe mitgeliefert.

Die freundschaftliche Liebe (Storge): „Tausendmal berührt, tausendmal ist nix passiert. Tausend und eine Nacht, und es hat ZOOM gemacht!“, singt Klaus Lage. Er beschreibt damit anschaulich, wie eine freundschaftliche Liebe aus einer längeren Bekanntschaft heraus entsteht. Die Beziehung baut sich über gemeinsame Interessen, ähnliche Werte und gemeinsame Freizeitaktivitäten auf. Die sexuelle Anziehungskraft entwickelt sich im Laufe der Zeit.

Die spielerische Liebe (Ludus) klingt für viele Menschen zunächst wie eine emotionale Entschuldigung für viele wechselnde Partner und Affären. Dieser Liebesstil steht für sexuelle Freiheit und Ungebundenheit. Es geht um den ganzen Spaß und alle Vorteile – aber ohne die Verpflichtungen, die als Nachteil gewertet werden. Wer sich zur spielerischen Liebe bekennt, kommt gut damit klar, auch nur für eine Nacht zu lieben.

Die Pragmatische Liebe (Pragma) ist die Grundlage einer Vernunftehe. Kinderwunsch oder ökonomische Überlegungen dominieren hier vor Gefühl und Romantik. Wer die pragmatische Liebe sucht, hat von den Eigenschaften seines künftigen Partners meist klare Vorstellungen, wobei es hier natürlich kaum um romantische Überlegungen geht.

Die altruistische Liebe (Agape) kann bis zur Opferbereitschaft für den Partner gehen. Das Glück der geliebten Person steht hier über dem eigenen Wohl. Die Hilfsbereitschaft kann auf Kosten der eigenen Interessen gehen, nicht nur einige Male, wie dies in jeder Beziehung vorkommen kann, sondern als durchgängiger Liebesstil.


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