Keine Angst vor großen Gefühlen! Warum? Darum …

Warum ist es manchmal so schwer, große Gefühle zuzulassen? Warum haben wir Angst vor ihnen?

Seien wir mal ehrlich: Wie oft kommt es vor, dass wir wirklich große Gefühle zulassen? Gefühle, die uns so richtig durchschütteln würden, wenn wir sie von der Kette lassen. Die uns in Abgründe stoßen oder auf die höchsten Gipfel katapultieren, wenn wir sie nur lassen.

Das kommt sehr selten vor, behaupte ich mal.

Wenn ich mich morgens auf dem Weg zur Arbeit in der U-Bahn umschaue, sehe ich Menschen, die sich zusammenreißen und zusammennehmen, mich selbst eingeschlossen. Angepasst, mehr oder weniger sozial verträglich, zurückhaltend – zumindest in emotionaler Hinsicht. Hier und dort schwelt ein wenig Ärger, dort entdeckt man ein angedeutetes zartes Lächeln. Aber große Gefühle? Fehlanzeige. Im Job ist das die meiste Zeit über nicht anders.

Eigentlich ist das doch seltsam, dass unser Alltag zwar so stark von Selbstkontrolle geprägt ist, wir uns in unserer so genannten Freizeit aber nach den „großen Gefühlen“ sehnen. Wir schauen dann megaschnulzige Filme, hören ultraemotionale Musik, fiebern mit unserem Lieblingsverein mit, feiern hart, gehen für eine Dosis Adrenalin an unsere körperlichen und seelischen Limits. Und das alles nur, um jene Erfahrungen heraufzubeschwören, die viele von uns die meiste Zeit mehr oder weniger bewusst aus ihrem Leben aussperren.

Dabei heißt intensiv leben doch gerade das: auch mal große Gefühle haben, und zwar nicht zu selten.

Manchmal erschrecke ich vor mir selbst, wenn ich nach einem nächtlichen Traum, sei er nun positiv oder negativ gewesen, aufwache und mein ganzer Körper noch vibriert von den heftigen Gefühlen, die mit ihm zusammenhingen. Angst, Liebe, Leid, Leben, Tod, Wut, Sehnsucht. Und dann klingt dieser Zustand ab; zurück bleiben Verstandesruhe und Abgeklärtheit. Der Tag, die Routine und die Verpflichtungen schlucken schließlich die aufgewühlten Emotionen, lassen die Wellen stranden und im Vergessen sterben.


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