Sprich mit mir – aber richtig!

Wenn es nur so einfach wäre. Viele Paare sprechen miteinander, aber sie verstehen einander nicht. So können Sie Ihre Gesprächskultur verbessern

Es gibt einen Rat, den jeder, von der besten Freundin bis zum Paartherapeuten, gerne gibt: „Sprecht miteinander!“ So einfach – eigentlich. Doch in der Praxis erlebe ich: Wenn es so einfach wäre, würde das Paar nicht hier sitzen und um Rat bitten. Genau das haben die Partner nämlich zuvor versucht.

Wenn Menschen miteinander kommunizieren, wollen Sie sich austauschen, auftanken, Bestätigung erfahren, Sorgen von der Seele sprechen – sie wünschen sich Aufmerksamkeit in vielen Varianten. In einer festen Beziehung bitten die Partner durch das, was sie sagen und tun, um Unterstützung und Verständnis. Solche Bitten werden in der Fachsprache „Aufforderungen“ genannt. Die offensichtlichen Aufforderungen kennt und versteht jeder. „Würdest du bitte die Heizung anmachen?“ ist eindeutig.

Doch jeder Satz, den wir mit einem anderen Menschen wechseln, verfügt über verschiedene Informationsebenen, und eine davon ist ein Appell. „Mir ist kalt“ ist nicht nur eine Zustandsbeschreibung, sondern (meist) ebenso Aufforderung an den Partner, dagegen etwas zu unternehmen. Nur wenn der aufmerksam ist, wird er einen solchen Appell verstehen und darauf reagieren können. Das kann (und sollte) trainiert werden.

Denn wer dauerhaft solchen Aufforderungen nicht nachkommt, erzeugt beim Partner Frust. „Er versteht mich nicht“ ist erst der Beginn der negativen Gefühle. Geschieht das öfter, folgt die Frage: „Komme ich wirklich an erster Stelle?“. Schließlich entsteht Zweifel, ob die Investition in die Partnerschaft lohnenswert ist. Also eine Spirale von schlechten Gedanken, die sich auf Dauer zu einem großen, leider negativen Bild des Partners zusammenfügen.

Trainieren Sie Ihre Aufmerksamkeit

Achten Sie auf das, was Ihr Partner sagt
Zeigen Sie ihm, dass Sie zugehört haben und gehen Sie darauf ein. Nein, ein zustimmendes Brummen genügt nicht!

Reagieren Sie auf einfache Bitten
Warten Sie nicht darauf, bis sie/er Sie ein zweites Mal darauf anspricht. Legen Sie das Smartphone gleich weg. (Das gilt ebenso, wenn Sie die Bitte nicht erfüllen möchten.)

Zeigen Sie ernsthaftes Interesse
Bestätigen Sie Ihren Partner durch Anerkennung und Lob. „Das hast du gut gemacht!“ (natürlich in Ihren Worten und nicht lehrerhaft anmutend) signalisiert, dass Sie den Erzählungen aus dem Büro zugehört haben und dass Sie sich in Gedanken nahe sind.

Pflegen Sie Smalltalk
Sprechen Sie auch über gewöhnliche Dinge; lesen Sie sich vor, was Sie bei Facebook gelesen haben. Finden Sie Gesprächsebenen zwischen Grundsatzfragen („Wie sieht unsere gemeinsame Zukunft aus?“) und Versorgungsthemen („Wir brauchen Toilettenpapier“).

Initiative – Die Kür der Kommunikation
Sie kann „Star Wars“ nichts abgewinnen, er weiß nicht, wer Manolo Blahnik ist. Verschließen Sie sich nicht. Spielen Sie mit. („Ich habe da diesen runden Roboter als ferngesteuertes Spielzeug gefunden. Würde dir das Spaß machen?“ oder „In der FAZ ist ein Interview mit deinem Lieblings-Schuh-Designer“) Das erfordert Einfühlungsvermögen, Fantasie und Google und ist ein Bestätigungs-Booster.


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