Im Zweifel gegen die Zweifel

Zweifel sind echte Beziehungskiller. Manchmal retten sie uns vor einer Katastrophe. Oft führen sie diese aber überhaupt erst herbei

Die Hamburger Band „Tocotronic“ hat vor einigen Jahren einen wirklich schönen Song mit dem hintersinnigen Titel „Im Zweifel für den Zweifel“ herausgebracht. In diesem heißt es dann weniger schön: „Im Zweifel für den Zweifel / Und für die Pubertät / Im Zweifel gegen Zweisamkeit / Und Normativität“.

Sind Zweifel gute Berater für unsere Herzen? Welche Rolle spielen sie in einer Beziehung? Sind sie immer Beziehungskiller?

Zweifel zerstören Beziehungen. Langsam, wie der stete Tropfen, der den Stein höhlt. Haben sie sich erst einmal in unserem Herzen festgebissen, fließt das Herzblut, das wir monate- und jahrelang in die Verbindung zum anderen gesteckt haben, langsam ab, bis irgendwann ein lebloser Hohlkörper zurückbleibt. Zweifel lähmen, machen uns blind für das Gute.

Zweifel haben Ursachen, aber nicht alle Ursachen stellen einen guten Grund für Zweifel dar. Manche Menschen haben eine Persönlichkeit, die starke Zweifel begünstigt. Das Glas ist dann automatisch halbleer statt halbvoll. Wenn der Partner sich mal nicht rechtzeitig meldet, werden sie misstrauisch. Wenn der Liebste seine „Schattenseite“ zeigt, glauben sie, dass die Sonne für immer untergegangen ist. Die Frage ist dann, ob diese Zweifel noch gut, sinnvoll und hilfreich sind. Ansonsten erfüllen sie den Tatbestand eines Beziehungskillers!

Zweifel verselbstständigen sich schnell. Sie suchen sich einen Wirt, der ihnen das gibt, was sie brauchen, um zu überleben: Aufmerksamkeit. Aus einer Mücke wird dann ein riesiger Elefant. Es gibt ein verwandtes Phänomen, das chronischen Zweiflern bekannt vorkommen dürfte: die selbsterfüllende Prophezeiung. Wenn ich sehr viel und intensiv über etwas Negatives nachdenke, fokussiere ich meine Aufmerksamkeit auf das Negative in meinem Leben und werde sogar eigentlich neutrale Situationen leichter negativ interpretieren. Ich sehe, was ich sehen will. Mit der Realität hat das nicht unbedingt etwas zu tun. Und dann passiert häufig genau das, was man die ganze Zeit schon erwartet hatte. Warum? Weil wir das Ergebnis durch unser Verhalten unbewusst herbeigeführt haben.


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