Achtung, Baby! Oder: Was tun, wenn der Respekt verloren gegangen ist?

Vorwürfe vermeiden

Egal, wie verletzt Sie sind: „Wenn der andere sich an den Pranger gestellt fühlt, geht er in die Defensive und schlägt zurück. Das führt nur zur weiteren Verhärtung der Fronten“, weiß der Paarberater. Besser: Kritik und „Du“-Sätze vermeiden, und in „Ich“-Botschaften sprechen. Also beispielsweise: „Mir geht es schlecht, wenn du vor anderen über meine Gewichtsprobleme sprichst.“

Die Vogelperspektive einnehmen

Es ist so gut wie unmöglich, ein gemeinsames Problem zu lösen, wenn sich die Partner gegenseitig abgelehnt und in ihren Wünschen nicht gesehen fühlen. „Es kann immens helfen, öfter mal die Vogelperspektive einzunehmen. Schauen Sie öfter mal von oben: wie verhalte ich mich, was leiste ich für die Beziehung, und wo schotte ich mich ab? Wie sieht mein Verhalten von außen für meinen Partner aus?“, empfiehlt Paarberater und Autor* Hansen.

Absprachen treffen

Klären Sie miteinander ab, was für Sie gute Zeiten für Gespräche sind – und wie viel Zeit Sie dem Austausch einräumen möchten. „Männer überfordert das Kommunikationsbedürfnis ihrer Partnerinnen häufig“, gibt Hansen zu bedenken, „die Wahrnehmung ist da oft sehr unterschiedlich.“ Genügen ihm beispielsweise beim Nachhausekommen zwei Minuten Austausch über den Tag, wünscht sie sich vielleicht einen halbstündigen Plausch. „Gehen Sie dann aufeinander zu, einigen Sie sich z.B. auf fünfzehn Minuten – und das vielleicht auch erst beim Abendessen, ganz in Ruhe.“

„Abflüsse“ freihalten

Wie man eine gesunde Gesprächskultur in seine Partnerschaft erhält, beschreibt Hansen mit dem ,Pümpel-Theorem´: „Man muss die Abflüsse freihalten, bevor etwas verstopft. Sammeln sich zu viele emotionale ,Essensreste´ im Alltag an und setzen sich fest, entstehen Staus – und in der Folge Gärungsgemische aus Zweifel und Misstrauen“.

Verabreden Sie sich darum zu einem regelmäßigen Termin, um über Ihre „innere Wetterlage“ zu sprechen: Was habe ich erlebt, was fand ich schön, was liegt mir quer, was wünsche ich mir? Berichten Sie sich gegenseitig, und zwar – ganz entscheidend! – ohne sich dabei jeweils zu kommentieren. Jeder darf erzählen, was ihn bewegt, der andere hört nur zu. Nach etwa fünf bis zehn Minuten wechseln Sie.

Sich Hilfe holen

Besonders, wenn Ihre Liebe schon länger unter einem erheblichen Respekt-Defizit leidet – oder Ihr Partner stur auf seiner Meinung beharrt, ist es extrem sinnvoll, einen neutralen Dritten als Moderator in Anspruch zu nehmen. Eine Paarberatung oder eine Mediation hilft, die verhärteten Fronten aufzuweichen und wieder ins Gespräch zu kommen – und hat schon manch festgefahrene Beziehung gerettet…

*Hartwig Hansen ist Diplompsychologe, Paar- und Familientherapeut und Supervisor in Hamburg. Sein Buch „Die Liebe wiederfinden. Schlüsselszenen aus der Paartherapie“ ist im Balance Verlag erschienen.


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