Paarantäne – Was die Corona Quarantäne mit unserer Beziehung macht

Unser Alltag braucht Routinen

„Anna, ich will mir nicht morgens andere Klamotten anziehen, nur um mir zu suggerieren, dass jetzt Arbeitszeit ist. Ich kann auch auf die Uhr gucken. Oder einfach meinen Job machen. Ich bin ein erwachsener Mensch“, wehrt sich Max, als ich ihm vorschlage, die Jogginghose, die er seit Beginn unserer Quarantäne trägt, mal gegen eine Jeans zu tauschen. „Wann bitte kann ich mal den ganzen Tag im Gemütlichkeitsmodus sein?“. „Ja, aber es geht hier nicht nur um Gemütlichkeit, hier geht grad richtig was ab. Und wer weiß wie lange das noch so bleibt. Und du bleibst bis spät nachts wach und kommst morgens nicht aus dem Quark. Aber wir brauchen irgendwie eine Art neuen Alltag für die nächsten Wochen.“

„Ja, das mag vielleicht auch ein guter Vorschlag sein, aber in diesem neuen Alltag kann ich es doch bitte bequem haben. Und dann arbeiten, wenn es für mich cool ist. Und ich bin zum Beispiel nachts viel produktiver. Wer sagt denn, dass deine Vorgehensweise die Beste ist“. Ich schmolle. „Ja, aber wenn du die Nacht zum Tag machst und ich andersrum, dann Leben wir hier bald zwei getrennte Leben unter einem Dach.“

Zwischendurch sehne ich mich ein bisschen nach unserem alten eingespielten Alltag. Unseren Routinen. Und ich sehne mich nach dem Zustand, in denen sich uns unsere Macken nicht andauernd begegnen. Ständig entdecke ich irgendwo eine von Max´ Kaffeetassen, in denen sich unten das nasse Pulver auf dem Boden sammelt, weil er sich immer nur einen „Räuberkaffee“ kocht, anstatt einfach mal eine ganze Kanne. Oder nasse Handtücher, die nicht richtig zum Trocknen aufgehängt werden. Und circa dreißig andere Dinge, die mich plötzlich und sofort auf die Palme bringen.

kleine Macken werden zum Problem

Und auch ich werde gemaßregelt. Wenn ich zum Beispiel das Licht in der Küche anlasse, obwohl ich längst im Wohnzimmer krame, oder Holzbrettchen in die Spülmaschine stelle. „Das Holz weicht dann doch total auf und die Dinger gehen kaputt!“ All die kleinen Macken, die wir sonst weitestgehend tolerieren und wegschmunzeln können, fangen an uns wahnsinnig zu nerven. Worte, Gesten, ja sogar Geräusche, die der andere von sich gibt. Ein einziger Räusperer kann plötzlich ein Augenrollen hervorrufen.


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