Ein Brief an den Penis – Es ist Zeit zu reden

Es mag Frauen geben, die da anders reagieren, aber dann sind die halt doof. Für mich wäre das wie gesagt eine willkommene Ansage. Dann komme ich nämlich auch nicht in die Verlegenheit, mich fragen zu müssen, ob ich etwas falsch mache bzw. wie ich am besten reagiere, wenn er zum Beispiel vermeintlich „zu früh“ kommt. Im ernst, lieber Penis, wie soll ich reagieren, wenn dir im Bett etwas unangenehm ist? Ich habe das Gefühl, es ist egal, was ich dann sage oder nicht sage, dir die Versagensgefühle zu nehmen, scheint utopisch.

Was soll der Sex, wenn nicht beide Spaß daran haben

In meiner Welt ist Sex vor allem dafür da, um gemeinsam den Kopf auszuschalten, einfach zu sein. Die Körper sein zu lassen, einander ein gutes Gefühl zu geben. Sich anzumachen. Zu entspannen. Oder was meinst du? Die Story mit dem Penis, der zuerst an den Spaß der Frau denkt, zeigt doch, wie sehr wir ein Sexdrehbuch im Kopf haben. Aber macht es uns das wirklich leichter? Es gibt doch viel mehr außer dem Ablauf: Knutschen, fummeln, ausziehen, blasen, lecken, ficken, kommen, Ende! Wollen wir wirklich immer den gleichen Porno nachspielen? Oh Gott, dazu fallen mir ja gleich schon wieder tausend Dinge ein.

Ich wünsche mir jedenfalls, dass du dich nicht so unter Druck setzt. Lass uns doch einfach drüber lachen oder hinweg knutschen, wenn das nächste Mal etwas nicht ganz wie gewünscht läuft. Lass uns unsere Unsicherheit lieber nutzen, um wieder aufgeregt miteinander zu sein, aufeinander zu hören und einzugehen. Neues auszuprobieren. Denn wer weiß, welche spannenden Erfahrungen noch so auf uns warten. Lass uns verunsichert, mutig, leise und laut sein. Lass und tanzen, lachen und weinen. Geil sein, versaut sein und unschuldig sein. Lass uns sein. Miteinander.

Ich freu mich drauf, lieber Penis. Und danke fürs Zuhören!
Deine Anna Zimt

*Dieser Text erschien zuerst bei ImGegenteil.de, hat aber nichts von seiner Aktualität verloren 😉

Weitere Texte von Anna Zimt:


Weitere interessante Beiträge