unerhört: Wir kommen einfach nicht voneinander los

Sie haben eine Affäre. Er will seine Ehe retten. Aber sie kommen nicht voneinander los

Antwort: Lösen Sie sich aus der Warteposition

Zunächst scheint es mir nach Ihrer Schilderung so, dass sowohl Sie als auch Ihr Partner ganz deutlich spüren, dass es nicht die passende Zeit für ein weiteres Treffen ist, da Sie damit die Situation nicht vereinfachen, sondern komplizierter machen würden. Sie hegen liebevolle und leidenschaftliche Gefühle füreinander, aber der Zeitpunkt ist ungünstig. Da scheinen Sie einer Meinung zu sein und deshalb vermute ich: Das ist dann auch richtig so für Sie. Treffen Sie sich lieber nicht.

Derzeit ist es ja Ihr Partner, der eine Entscheidung treffen muss. Wird er mit seiner Frau alle Möglichkeiten ausschöpfen, um seine Ehe zu retten? Nach Ihrer Schilderung ist er gerade dabei. Wird ihm dies gelingen? Wenn ja, wird es vermutlich keinen Kontakt mehr zu ihm geben. Wenn nicht: Welche Entscheidung wird er für seine Zukunft treffen? Wird dies eine Entscheidung sein, die eine gemeinsame Zukunft mit Ihnen ermöglicht? Ihr Partner kann Ihnen im Moment die Antworten, die Sie sich wünschen, nicht geben. Es ist zu hoffen, dass er diese für sich findet. Auf welchem Weg, mit welcher Unterstützung, all das liegt in seiner Verantwortung.

Ist es nun sinnvoll, darauf zu warten? Sie waren zwei Jahre lang ein Paar, es spricht wenig dafür, dass es nun ganz schnell gehen wird. Das sollten Sie bedenken, wenn Sie nun warten. Ebenso sollten Sie berücksichtigen, dass auch Trennungen erst überwunden und verarbeitet werden müssen. Es ist gut möglich, dass er nach einer Trennung nicht sofort bereit ist, eine neue Beziehung einzugehen. Bedenken Sie auch, dass gemeinsame Kinder bedeuten, dass eine Trennung mit seiner Frau niemals eine vollständige Trennung sein kann, da sich die Eltern die Verantwortung für ihre Kinder in irgendeiner Form immer teilen werden. Aus meiner Erfahrung möchte ich noch hinzufügen, dass solche Trennungen häufig mit schweren Verletzungen einhergehen, für die (nicht immer bewusst) auch Ursachen und Schuldige gesucht werden.

Sie können nicht in die Zukunft sehen und Sie können nicht die Entscheidung für Ihren Partner treffen. Deshalb ist es allein Ihr Part, zu beantworten, ob Sie auf eine ungewisse Zukunft hoffen und noch lange warten möchten oder können. In der Beratung erlebe ich leider nicht nur Paare, die wieder zueinander finden, sondern auch viele, die entscheiden, dass es Ihnen besser gehen wird, wenn Sie sich trennen. Gerade nach langjährigen Affären ist die Vertrauensbasis oft so nachhaltig gestört, dass eine Trennung kurz- oder mittelfristig die Möglichkeit schafft, das Leben wieder selbst in die Hand zu nehmen und neu zu erschaffen. Ob Ihr Partner seiner Ehefrau jedoch von seinem Verhältnis mit Ihnen erzählen wird, ist nicht klar. Wenn Sie hoffen, dass es bei ihm zu einem Bruch mit seiner Familie kommen wird, möchte ich hinzufügen: Es gibt keine Garantie, dass Sie beide miteinander danach glücklich werden. Das bedeutet aber keinesfalls, dass dies nicht möglich ist.

Sie fragen: Warum hängen Sie so aneinander? Vielleicht weil Sie etwas verbindet, dass tatsächlich stark genug ist, diese schwierige Phase zu überstehen. Vielleicht aber auch, weil Ihnen der Schmerz dieser Situation vertraut ist, weil Sie sich mit ihm arrangiert haben und Sie an ihm festhalten, weil er er trotz allem erträglicher erscheint, als der Schmerz, der eine finale Trennung bedeuten würde. Sie befinden sich in einer Warteposition. Die ist unbequem und sie macht Sie abhängig von seiner Entscheidung. Sie sollten aber für sich entscheiden, auch um sich selbst zu schützen für den Fall, dass er bei seiner Familie bleiben wird.

unerhörtehrlich

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