unerhört: Warum lässt er sich nicht von mir helfen?

Ihr Partner hatte einen Unfall und sich seitdem zurückgezogen. Soll sie ihm nun “wie ein Hündchen” hinterherlaufen?

Antwort: Werten Sie sich und Ihre unterschiedlichen Konflikt-Strategien nicht ab

Ihr Partner reagiert auf eine für Sie sehr verstörende und verwirrende Weise. Er scheint für Sie nicht erreichbar und das erzeugt in Ihnen ein Gefühl von Ohnmacht und Hilflosigkeit. Nach Ihrer Schilderung erlebt Ihr Partner derzeit ebenfalls dieses Gefühl. Sein bisheriger Berufswunsch ist in Frage gestellt, seine Gesundheit angeschlagen. Eine solche Lage hat er vermutlich noch nie erlebt und er kann nicht aus einem großen Erfahrungsschatz schöpfen, um zu wissen, wie er sich nun verhalten soll. Daher weiß er auch nicht, wie innerhalb einer Beziehung mit solchen Veränderungen umgegangen werden kann. Seine aktuelle Strategie ist Rückzug. Vor Ihnen und wie Sie schildern, auch vor seinem Problem an sich.

Was Sie nun tun können? Für ihn da sein, ihm Hilfe anbieten, aber ihm auch den Rückzug lassen, den er benötigt. Und seinen Rückzug nicht persönlich nehmen.

Offensichtlich ist Rückzug in Konfliktsituationen seine Strategie. Ihre würde anders aussehen, das wird sehr deutlich durch Ihre Wortwahl “wie ein Hündchen hinterherlaufen”. Sie fühlen sich abgewertet durch seinen Rückzug. Nach meinem Eindruck verfolgen Sie und Ihr Partner sehr unterschiedliche Muster, wenn es darum geht, mit Konflikten umzugehen. An genau dieser Stelle würde ich ansetzen: Sie sollten versuchen, sich gegenseitig bewusst zu machen, dass solch verschiedene Strategien nicht unterschiedlich wertvoll sein müssen, sondern einfach eben nur anders sind.

Aktuell macht Ihnen sein Verhalten Angst. Wenn Sie sich annähern könnten und verstehen würde, was in ihm vorgeht, warum er reagiert, wie er reagiert, dann könnten Sie viel sorgloser und letztlich auch hilfreicher in einer solchen Situation an seiner Seite stehen. Das bedeutet, dass Sie bald mit Ihrem Partner über diese Unterschiede sprechen sollten, dass Sie sich gegenseitig versichern sollten, auch mit Unterschieden beieinander zu stehen und sich unterstützen zu wollen.

Dazu gehört auch, dass Sie sich nicht selbst abwerten als “Hündchen”. Ich denke, dass wird Ihnen nicht gerecht und ist auch der Notlage Ihres Partners nicht angemessen.

unerhörtehrlich

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