unerhört: Sex als Pflichtveranstaltung

Wie kann der Spaß ins Schlafzimmer zurückkommen, wenn ein Partner Sex als Pflichtveranstaltung erlebt?

Unerfüllte Wünsche sollten kommuniziert werden

Ein anderer Blick wäre ganz fokussiert auf die Wünsche der Partner. Wo sind Wünsche und Fantasien, die nicht erfüllt werden und warum? Welche Gerichte stehen auf der sexuellen Speisekarte, welche nicht und welche könnten hinzukommen? Dieser Blick will freilegen, was vielleicht fehlt, um sich auszuleben und Befriedigung zu finden und deshalb wieder neue Bewegung in eine festgefahrene Dynamik zu bringen. 

Häufig scheitert die Lust daran, dass die Partner so viel Furcht vor ihren unterschiedlichen Bedürfnissen, dass sie einzig darauf setzen, was beide gut finden. Das kann eine erschütternd winzige Schnittmenge sein. Das bedeutet gleichzeitig, außerhalb dieser Schnittmenge ist ein gewaltiges Areal aus unerfüllten Wünschen, denn diese werden meist gar nicht kommuniziert. Sie werden ausgespart, um nur Konflikte in die vielleicht sowieso schon angespannte Situation zu bringen, und so alles zu verschlimmern oder zu eskalieren. Genau das aber verhindert Erfüllung und verstärkt den Frust. Der kleinste gemeinsame Nenner ist irgendwann langweilig und uninteressant. 

Rollen und Selbstverständnis beim Sex

Ebenfalls interessant ist der Blick auf die Körperlichkeit. Beim Sex zeigen sich Rollen und Selbstverständnis. Kann der Mann seine Rolle als Mann ausfüllen, kann er seine Partnerin befriedigen, fühlt er sich in seinem Job bestätigt oder im Gegenteil in Frage gestellt? Und umgekehrt gilt das ebenso für die Partnerin. Kann sie sich selbst verwirklichen, kann sie ausleben, was ihr Bild von ihr in dieser sexuellen Beziehung ist? Oder irritiert sie damit ihren Partner und sie muss sich zurücknehmen? Dieser Ansatz der Rollenfindung wird aus dem Bett auch in die Beziehung getragen und spiegelt vielleicht einen Konflikt an anderer Stelle wider.

Und noch ein Aspekt, der ebenfalls wichtig sein kann: Schaffen die Partner genug Gelegenheiten für den Übertritt aus dem Alltag in den erotischen Raum? Vielleicht ist auch Auslöser des Konflikts die Tatsache, dass die Partner darauf setzen, dass Lust auch noch nach langer Beziehungsdauer spontan kommt und beide gleichzeitig überfällt, wie damals, als man sich kennenlernte und der Wunsch nach Sex gleichzeitig auftrat. Dann kann der Blick darauf gelegt werden, wie sich Gelegenheiten planen lassen.

Wichtig bei allen Ansätzen ist der Gedanke, dass es Veränderung braucht, damit sich etwas verändert. So unbequem diese Komfortzone des schwelenden Konfliktes auch sein mag, die Partner haben sich ja ein Stück weit arrangiert. Jede Veränderung bedeutet, vertrautes Terrain zu verlassen und etwas Unbekanntes zu wagen. Und das bedeutet, die Partner gehen ein Risiko ein. Das kann sich lohnen, das kann aber auch unüberbrückbare Unterschiede aufzeigen. 

unerhörtehrlich

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