unerhört: Ich bin unglücklich in meiner Beziehung

Er ist verliebt in eine andere Frau, mit der er eine Affäre hatte. Er möchte sich wegen ihr sogar von seiner Partnerin trennen – doch sie möchte keine Beziehung

Antwort: Zeigen Sie Mut! Das Leben ist zu kurz für unglückliche Beziehungen

Ich möchte gleich vorwegnehmen, dass meine Antwort Ihnen möglicherweise nicht gefallen wird. Denn mein Ratschlag erfordert von Ihnen eine Veränderung – ohne Garantie, dass das Ergebnis genau das bringen wird, was Sie sich wünschen, nämlich eine Beziehung mit Ihrer neuen Partnerin.

Sie schreiben, dass Sie seit längerem in Ihrer Beziehung unglücklich sind. Ihre Partnerin ist schwanger geworden, während Sie eine Außenbeziehung führten. Es liegt nahe, anzunehmen, dass Ihre Partnerin die Familiengründung wünschte, um mehr Bindung zwischen Ihnen zu schaffen. Möglicherweise hat dies sogar Ihren Wunsch nach einer Trennung verstärkt und Ihre Affäre ist Zeichen dieser gewünschten Distanz. Diese hat aber ganz offensichtlich nicht funktioniert. Sie sollten schnell – vielleicht in der sicheren Umgebung während eines Gesprächs mit einem Paartherapeuten – mit Ihrer aktuellen Partnerin über Ihre Wünsche und Ängste sprechen. Unabhängig von Ihrer neuen Partnerin und deren Entscheidungen.

Sie sehen voller Sorge in die Zukunft und wissen nicht, was Sie machen können. Sortieren Sie Ihre Gedanken. Gehen Sie einen Schritt nach dem anderen und der erste sollte sein, dass Sie zunächst die Voraussetzungen schaffen, um eine neue Beziehung einzugehen – das bedeutet, sie müssen umgehend mit Ihrer aktuellen Partnerin sprechen und eventuell die Beziehung beenden. Es ist gut möglich, dass Sie Ihnen die Entscheidung sogar abnimmt, wenn Sie von der Affäre erfährt.

Sie hoffen auf eine neue Beziehung im Anschluss. Ich möchte Sie warnen. Ihre neue Partnerin hat nach Ihrer Schilderung möglicherweise nicht so viel Interesse an einer Beziehung mit Ihnen, wie Sie das vermuten. Oder Sie verhält sich so, um Ihre Entscheidung voranzutreiben. Vielleicht wünscht sie sich ausschließlich eine Affäre, vielleicht wünscht sie sich, dass Sie erst frei werden für Sie, vielleicht sind Sie für sie nur solange interessant, wie Sie unerreichbar sind … Es gibt so viele Möglichkeiten, dass Sie sich keinen Gefallen tun, für Ihre Affäre Entscheidungen treffen zu wollen: “Wir sind füreinander bestimmt. Das weiß sie auch – sie unterdrückt das nur”, ist eine Aussage, die hellseherische Fähigkeiten vermuten lässt. Nach meiner Erfahrung sollten Sie sich nicht so sicher sein, was in Ihrem Gegenüber vorgeht. Ich erlebe in der Beratung Paare, die Jahrzehnte miteinander verbracht haben und sich in und auswendig zu kennen glaubten und gewaltige Überraschungen erlebten.

Ihre Schilderung klingt, als würden Sie aus Ihrer unglücklichen Beziehung nur ausbrechen wollen, wenn Ihre neue Partnerin für eine Beziehung zur Verfügung steht. Die Haltung dahinter ist nicht sehr schön.

Umgekehrt würden Sie sich das von Ihrer Partnerin nicht wünschen. Sie verletzen durch Ihre abwartende Haltung Ihre Partnerinnen.

Deshalb kann ich Ihnen nur ans Herz legen: Prüfen Sie, ob Ihre Beziehung mit Ihrer Jugendliebe, der Mutter Ihres gemeinsamen Kindes, noch eine Zukunft hat. Dazu sollten Sie ihr ehrlich die Situation schildern. Ziehen Sie dann – gemeinsam! – Ihre Konsequenzen. Holen Sie sich fachliche Unterstützung dazu. Sie entscheiden nicht nur über sich, sondern auch über eine zehnjährige Beziehung. Ihre Partnerin sollte sich dabei einbringen können, meinen Sie nicht?

Sie schreiben, dass Sie unglücklich sind in Ihrer Partnerschaft. Das müssen Sie nicht sein. Und auch Ihre Partnerin sollte in einer glücklichen Beziehung leben dürfen. Das Leben ist zu kurz für unglückliche Beziehungen. Machen Sie Ihren nächsten Schritt nicht von Ihrer neuen Partnerin abhängig, die – Ihrer Schilderung nach – nicht genau weiß, was sie möchte (und deren Entscheidung Sie nicht übernehmen sollten, wenn Sie eine Beziehung auf Augenhöhe wünschen), deshalb ist es an Ihnen, für sich und Ihr Leben Ziele zu setzen und diese zu verfolgen. Beschneiden Sie dabei nicht das Recht der Selbstbestimmung der beiden Frauen in Ihrem Leben.

unerhörtehrlich

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