Warum wollen so viele Männer beim Online-Dating keine Beziehung, sondern einfach nur Sex?

Dating-Apps senken die Hemmschwelle

Der Klassiker für die sexuelle Enthemmung beim Kennenlernen sind inzwischen die zahlreichen Dating-Apps, bei denen Optik, zumindest anfänglich, deutlich mehr zählt als der Charakter. Hier fühlen sich Männer sicher (im Notfall wird ein Kontakt einfach gelöscht bzw. blockiert) und sehen sich durch den üblichen Männerüberschuss dazu motiviert, wesentlich forscher als im Alltag aufzutreten, möglicherweise auch um im Meer der Optionen überhaupt aufzufallen. Leider vergessen viele von ihnen dabei, dass „auffallen“ und „positiv auffallen“ nicht identisch sind.

Die Hemmschwelle sinkt, ganz einfach, weil in der digitalen Sphäre mögliche negative Reaktionen (Zurückweisung, Zurechtweisung, Meldung des Profils) weniger Durchschlagskraft entwickeln können als im realen Kontakt von Angesicht zu Angesicht. Nach dem Motto: Wenn es bei der einen nicht klappt, dann klappt es vielleicht bei der anderen. Zudem scheinen Dating-Apps für viele Männer der ideale Ort zu sein, dreistere Strategien der Kontaktaufnahme auszuprobieren, eben auch die mehr oder weniger direkte sexuelle Anmache wildfremder Frauen: vom bereits zitierten „Bock auf ein bisschen Spaß?“, bis hin zum „unverlangt eingesendeten“ Dick-Pic oder der detaillierten Beschreibung sexueller Fantasien, auf die sie sehr, sehr gerne verzichtet hätte.

Ein „Spiel“, bei dem es nur scheinbar nichts zu verlieren gibt

Warum verhalten sich so viele Männer so – in Dating-Apps, aber auch andernorts? Vielleicht weil sie glauben, nichts zu verlieren zu haben. Der unverbindliche Spaß, die schnelle Nummer – vielleicht klappt’s ja, und wenn nicht, dann kann man(n) immer noch zurückrudern. Doch diese Logik geht nicht auf.

Natürlich freuen sich die wenigsten Frauen über derartige Anmachen. Und bei den meisten katapultieren sich Männer, die sich so verhalten, gleich ins Abseits. Sprich: Sie werden „aussortiert“, nicht zuletzt, weil es eben doch einige Exemplare gibt, die nicht mit der Tür ins Haus fallen und stattdessen von Anfang an signalisieren, dass sie an einem entspannten, respektvollen Kennenlernen interessiert sind, das nicht mit der Vereinbarung zwischen Fremden endet, möglichst schnell miteinander ins Bett zu steigen.


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