Warum ich in der Liebe immer einen Rückzieher mache

Ich habe da so eine Macke, wenn es um Dates geht… Und da jeder von uns Macken hat und über meine oft geschmunzelt wird, möchte ich meine heute mit Ihnen teilen

Ja, dieses Internet und dieses Online-Dating. Wir alle haben damit schon unsere mehr oder minder spannenden Erfahrungen gemacht. Seit ich die magische 30 Jahre-Grenze überschritten habe, lautet mein erster Eindruck beim Klicken durch Profile leider des Öfteren „NEIN.“ Oder „Oh, bitte nicht!“ oder „WARUM????“. Und dann zwischendurch auch ab und an mal ein Lichtblick. Es soll mir ja keiner vorwerfen können, ich wäre nicht kompromissbereit oder zu wählerisch. Nein, nein. Ich mag es, Single zu sein, aber für den Traumprinzen oder seine attraktive Vertretung würde ich das sogar aufgeben. Dann schreibt man hin und her. Manchmal habe ich sogar das Glück, dass mein Gegenüber ganze Sätze formulieren kann, teils sogar fehlerfrei. (Verzeihen Sie mir die Ironie, aber Sie haben es sicher bereits selbst mehr als ein Mal erlebt.)

Ein Prinz?!

Und dann kommt es: Man versteht sich gut und hat das Gefühl, dass sich der Flirtpartner als potentieller Prinz entpuppen könnte. Man könnte sich sogar vorstellen, ihn einmal persönlich kennenzulernen. Vielleicht essen gehen oder spazieren. Am besten irgendwas Unkompliziertes, bei dem man den anderen ein bisschen unter die Lupe nehmen kann.

Bis hierhin habe ich in diesem Online-Flirt-Dings mittlerweile echt Profi-Status, das können Sie glauben! Und dann kommt der Moment, wo die Kuh ins Wasser rennt, der Moment, wo ich schwach werde. Es trägt sich dann wie folgt zu: Er macht einen Vorschlag, wo es hingehen könnte. Manchmal geht das ganz schnell und unkompliziert, dann hat er sogar gute Chancen, mich wirklich kennenzulernen. Oder aber er fängt an herumzueiern und versucht es mir besonders recht zu machen… (Stellen Sie sich an dieser Stelle bitte die sehr laute und spontan einsetzende Sirene der Feuerwehrstation nebenan vor.) Dann kommen noch drölfzig Milliarden Fragen zu einer geeigneten Location und und und. Noch schöner finde ich die Variante, wenn er nicht einmal den Hauch einer Idee hat, was man machen oder wo man hingehen könnte. Ganz ehrlich, das langweilt mich.

Männer, die nicht in der Lage sind, in Steinzeitmanier das Zepter in die Hand zu nehmen und die Initiative zu ergreifen… Bitte nicht.

Kopfkino

Weil ich aber motiviert bin, kein Zicklein zu sein, jedem mal Unsicherheiten in einem solch heiklen Prozess unterkommen können UND weil die vorangegangene Unterhaltung doch ach-so-nett war, bin ich in diesem Moment immer noch überzeugt, ihn kennenlernen zu wollen. Je nachdem, wie lang es dann noch bis zum 1. Date hin ist, beginnen dann mein Kopfkino und der allseits beliebte Gedankenstrudel:

„Was, wenn er ein Depp ist?“
„Was, wenn er nur einen One-Night-Stand sucht?“
„Was, wenn es dann doch nichts wird? Wieder Gefühlschaos, das sich nicht lohnt und mir die Zeit stiehlt.“
„Was, wenn er stinkt?!“
„Was, wenn er optisch nun doch gar nicht mein Typ ist?“
„Was, wenn er mich unattraktiv findet?“
„Was, wenn er seinen Schulabschluss in der Lotterie gewonnen hat?“
„Was, wenn er mit seiner Körpergröße geschummelt hat?“
„Was, wenn er mich sieht, bevor ich ihn sehe und er panisch verschwindet?“

Das dürfen Sie nun beliebig in alle Richtung weiterspinnen. Heiliger Bimbam, mein Kopf ist da wirklich kreativ.

Servus, gute Vorsätze!

Und dann, dann kommt er, der Tag des Dates. Möglicherweise wurden noch einige „Ich freu mich schon auf später!“- oder „Ich bin echt gespannt auf dich!“-Nachrichten ausgetauscht, was mich nur noch mehr grübeln lässt und dann geht es in meinem Kopf so richtig rund. Alle Fragen aus dem Gedankenstrudel werden kategorisch mit nein oder einem negativen Kommentar versehen. Und was eine Stunde bevor ich im Auto sitzen sollte und ich vielleicht sogar schon den großen Zeh über die Duschwanne gehalten habe, noch übrig bleibt ist:

„Natürlich ist er ein Depp!“

Adé, Motivation! Und Ciao, Möglichkeit einen Mann kennenzulernen, der vielleicht auch etwas unsicher, aber auf den zweiten Blick ein echter Schatz sein könnte.

Mein nächster Gedanke: „Mein Dateverhalten ist kaputt. Ich habe einen ernstzunehmenden Defekt.“

Aber wo kommt das möglicherweise her? Wissen Sie, ich habe keine Ahnung und Sie können sicher sein, dass ich außerhalb diverser Kennenlernphasen darüber wirklich viel nachdenke.

  • Angst, weil nicht alle Erfahrungen mit Männern und Dates bisher gut und reibungslos verlaufen sind? Möglich.
  • Bindungsunfähigkeit? (Daran glauben ja meine Eltern.) Vielleicht.
  • Die Unlust, das Singledasein nicht aufgeben zu wollen, weil es so schön bequem und frei von Kompromissen ist? Bestimmt.
  • Keine Lust darauf, verletzt zu werden? Vielleicht.
  • Unsicherheit? Möglich.

Die gute Nachricht ist: Es passiert nicht immer. Dann ist das Kopfkino zwar laut, aber die Überzeugung, dass er der Prinz auf dem weißen Pferd sein könnte, größer. So gehe ich also tatsächlich hin und vergucke mich auf den ersten Blick (ja, das ist erst kürzlich passiert) und anschließend stellt er dann fest, dass er „im Moment nen Hänger hat“, es aber mit mir „nichts zu tun“ hat. Ja, richtig. Diese allseits beliebte „Es liegt nicht an dir, es liegt an mir“-Nummer. Und was passiert? Der Gedankenstrudel vor dem nächsten Date dreht nur noch ein bisschen schneller.

Wenn Sie nun eine Kur dafür kennen oder ein Rezept für mich haben, wie ich diese fiese Macke endlich loswerde, immer her damit! Vielleicht kann ich dann in Zukunft Konversationen dieser Art vermeiden:

„Ich hab da letztens einen kennengelernt und hatte ein Date.“
„Und du bist echt hingegangen…?!?!?!“

Seid offen füreinander!

Liebste Grüße,
Susi


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