Warum bleibt er nach dem Sex nicht über Nacht bei mir?

Intimität – männlich verstanden

Tja, und was war nun die „Wahrheit“? Was ist so schlimm daran, neben einer tollen Frau einzuschlafen und morgens wieder aufzuwachen? Ich beschloss, der Sache auf den Grund zu gehen und startete eine zweite „Befragungswelle“. Diesmal war die männliche Bekanntschaft an der Reihe. Und abermals bekam ich wirklich spannende Erklärungen:

  1. „Ich schlafe einfach schlecht neben einer Frau, die ich noch nicht gut kenne. Morgens bin ich dann wie gerädert, das will ich weder ihr noch mir antun.“
  2. „Wenn ich sie erst zwei, drei Mal gedatet habe, wir landen im Bett und ich übernachte schon gleich bei ihr – inklusive „Morgen danach“ mit gemeinsamem Frühstück –, dann geht mir das einfach zu schnell.“
  3. „Der Sex war gut, aber … ich hatte plötzlich so ein ungutes Gefühl.“ („ah ja?“)
  4. „Ich ertrage die Nüchternheit am nächsten Morgen nicht. Die Ekstase ist weg, aber man liegt immer noch nur ein paar Zentimeter voneinander entfernt, ohne ein Paar zu sein. Furchtbar …“
  5. „Ich wollte nichts Festes. Zusammen einschlafen heißt Verbindlichkeit. Also bin ich ab nach Hause. Ganz einfach.“
  6. „Sie hätte ja was sagen können. Dass ich dableiben könne beispielsweise. Mich einladen. Hat sie aber nicht.“

Da stand ich nun: im Gepäck zahlreiche Erklärungsversuche, einige davon verständlicher als andere. Und mir ging auf, dass es die eine Erklärung für das Phänomen des nächtlich fliehenden Mannes wohl nicht gibt. Es mag zutreffen, dass in einigen Fällen wirklich so etwas wie Bindungsangst dazu führte, dass er nicht über Nacht blieb. Oder einfach schieres Desinteresse.

Doch vielleicht gibt es ja auch Männer, die wirklich auf der Suche nach etwas Festem und durchaus interessiert sind, die aber einfach Schwierigkeiten mit eben jener Form der Intimität haben, die das Schlafen Seite an Seite bedeutet. So wie es auch Frauen gibt, die Schwierigkeiten mit früher körperlicher Intimität in Form von Sex haben. Beides ist nichts Schlimmes oder gar Pathologisches, sondern erst einmal einfach Ausdruck unserer Persönlichkeit.

Vielleicht hilft es ja ein wenig, wenn „nächtlich fliehende Männer“ einfach ehrlich sind, statt irgendeine fadenscheinige Entschuldigung zu äußern („Ich muss morgen früh noch den Hund meiner Nachbarin füttern, die ist gerade …“). Das wäre eine Basis für Vertrauen. Oder, bei Desinteresse, zumindest Ausdruck von Respekt. Wobei sich dann natürlich noch die Frage stellt, ob das ganz fair ist: vom Kuchen naschen, um ihn dann zu reklamieren.


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