Wenn er alles ist und es trotzdem nicht reicht

Ich will einen Plan

Ich war traurig über seine Antwort und wütend auf die Frau aus dem TV, die mit ihrer Hypothese Recht zu haben schien. Mit 18 wissen die Wenigsten, was morgen passiert. Man hat keine genauen Pläne, keine großen Zukunftsträume. Man lebt im Heute, nicht im Morgen. Und das ist auch kein Vorwurf. Mit 18 ist das alles völlig legitim. Das ist sogar ganz großartig, weil man eben noch jung ist und jung nicht immer bleibt. Aber die Sache ist, dass ich da längst raus bin, aus dieser Phase, diesem Alter der gelebten Planlosigkeit. Heute will ich Pläne. Pläne für morgen, übermorgen, nächste Woche und nächstes Jahr. Ich will wissen, was ich will und wo ich hin will. Und dasselbe will ich von meinem Partner wissen, denn ich will nicht nur heute mit ihm zusammen sein, sondern auch morgen, nächste Woche, nächstes Jahr und für immer.

„Lass ihn an dir wachsen“

Bei einer Freundin schüttete ich mein Herz aus. Sie versprach mir, dass die minus vier Jahre nur auf diese Situation, die ich gerade mit Marc erlebte, zutreffen und man das später gar nicht mehr sagen könne. Und selbst wenn, gäbe es kaum einen Unterschied zwischen 40 und 36, 63 und 59 etc. Und das glaubte ich ihr auch. Trotzdem änderte es nur wenig an der derzeitigen Lage. Doch meine Freundin riet weiter: „Gib ihm Zeit, nimm ihn an die Hand und führ ihn in das Erwachsenen-Dasein.“ Das klang alles furchtbar lächerlich und gar nicht nach dem, was ich wollte. Und vor allem hatte ich Zweifel. Mich plagten Angst und Unsicherheit, dass er eine halbe Ewigkeit braucht, um erwachsen zu werden und ich es ganz einfach nicht aushalte. Mit ihm, dem Teenie. Doch noch einmal betonte meine Freundin bevor wir uns verabschiedeten: „Lass ihn an dir wachsen.“

Ich kaute noch ein paar Tage auf ihren Worten herum, bis ich sie wie einen alten Kaugummi mit einem verzerrten Gesicht einfach runterschluckte und mir schwor, dem Teenie-Marc eine Chance zu geben.


Weitere interessante Beiträge