Irgendwas ist ja immer …

Wenn wir uns gerade gut verstanden, witzelte ich manchmal, dass der Scanner der Soundtrack meines Lebens geworden war. »Stell dir mal vor, wie viel Freizeit du hättest, wenn du die Bilder im Labor einscannen lassen würdest«, sagte ich. Aber ich vermutete, dass es ihm genau darauf ankam: alles unter Kontrolle zu haben.

Genau das gefiel mir an ihm: dass er noch analog fotografierte, während alle anderen auf Digitalkameras umstiegen, und dass er die Fussel auf seinen Bildern ernst nahm, auch wenn ich mir wünschte, dass er die Krümel auf dem Küchentisch weniger ernst nehmen würde. Aber ist das nicht das Problem mit der Liebe? Man findet niemanden, der sich auf sympathische Weise über Staubkörner auf seinen Negativen aufregt, und sich nicht gleichzeitig auf unsympathische Weise über die Krümel auf dem Küchentisch echauffiert.

Das alles betrachtete ich von meiner Ecke auf dem Futon aus. Es war das erste Möbelstück, das wir gemeinsam gekauft hatten – gebraucht, für 80 Dollar. Der Bezug war ausgebleicht und, wie so vieles in unserer Wohnung, von Hundehaaren bedeckt. Ich fand die schwarzen Haare in dem Brot, das ich backte, in der Wattierung meines BHs, und unter der Leertaste meines Computers.

So war das Leben in unserem Häuschen an der Ash Street. Es war ein gutes Leben, selbst an einem etwas langweiligen Freitagabend im Juni, denn wenigstens schienen einige Dinge sicher zu sein, zum Beispiel Hundehaare. Und andere Dinge waren vertraut, zum Beispiel der Futon.

Wenn ich es wagte, mir ein Leben ohne diese Dinge vorzustellen und ohne das Summen des Scanners und ohne Kevin, der gelegentlich den Bildschirm zu mir drehte und fragte »Was hältst du von dem hier?«, dann spürte ich eine leise Panik aufsteigen.

Mandy Len Catron:
Verliebe dich, in wen DU willst
ISBN: 978-3-451-60061-6
Verlag: Herder


Weitere interessante Beiträge