Ich habe Bindungsangst. Und nun?

Immer wieder suchte ich bei Männern nach Fehlern

Das klingt schlimm und war auch schlimm. Allerdings handelte ich damals nicht aus böser Absicht so herzlos. Bis zu einem gewissen Punkt fühlte ich mich sogar sehr wohl mit den Männern und hatte auch wirklich ernste Absichten. Ab einem gewissen Zeitpunkt schlug dieses Wohlbefinden jedoch in das komplette Gegenteil um. Ich fühlte mich auf einmal eingesperrt wie in einem Käfig, aus dem ich ganz schnell ausbrechen wollte. Ich wollte unbedingt (wieder) frei sein. Einen Mittelweg gab es da irgendwie nicht, was mich selbst ärgerte, da ich dies ja früher selbst von den betroffenen Männern erwartete. Dass sie wenigstens versuchen sollten, über ihren Schatten zu springen. Aber selbst der Gedanke an den Versuch, mich zu überwinden, griff so stark in mein Autonomiebedürfnis ein, dass daran überhaupt nicht zu denken war. Sowohl mein Herz als auch mein Verstand waren irgendwie out of order. 

Allerdings wollte ich so auf keinen Fall weitermachen. Ich wollte aufhören, anderen Menschen vor den Kopf zu stoßen und zu verletzen. Ich wollte einen Weg finden, um dieses Muster irgendwie zu durchbrechen. Nur wie?!?! 

Als erstes versuchte ich, mich nicht selbst zu verurteilen. Ich atmete tief durch und ließ die letzte Zeit Revue passieren. Dabei fiel mir auf, dass ich das Dating viel zu verbissen angegangen bin. Aber warum tat ich das? Ich befürchtete, ansonsten vielleicht irgendeine Gelegenheit zu verpassen, um einen neuen Partner kennenzulernen. Deshalb hetzte ich von einem Date zum nächsten, weil ich das Gefühl hatte, dass mir die Zeit irgendwie davonrennen würde. Dadurch nahm ich mir nie die notwendige Ruhe, um Vergangenes zu reflektieren und aufzuarbeiten. Ich gönnte mir keinerlei Verschnaufpausen, um mich zu sammeln und zu sortieren.

Ich brauchte eine Pause von Dating-Apps

Da ich daran unbedingt etwas ändern wollte, entschied ich, meinen Fokus erst einmal nicht mehr so stark auf die Partnersuche zu legen. Ich griff nach meinem Handy und schaute meine Apps durch: fünf Dating-Apps zählte ich auf meinem Display. Fünf?! Das waren einfach zu viele! Also löschte ich drei und nahm mir gleichzeitig vor, die verbliebenen beiden Apps nicht mehr täglich zu benutzen. Das heißt also, dass ich das Online-Dating zwar nicht völlig boykottierte, da ich solche Radikalmaßnahmen auch nicht als zielführend empfinde. Trotzdem sendete ich meinem Gehirn aber das Signal, nicht mehr so stark fokussiert auf das Dating sein zu wollen wie zuvor. 

Und siehe da, es funktionierte! Ich beschäftigte mich stattdessen mehr mit meinen Zielen, die Nichts mit der Partnersuche zu tun hatten. Was möchte ich als Nächstes erreichen? Wie komme ich meinem Ziel einen Schritt näher? Was muss ich dafür tun? 

Außerdem lenkte ich meine Aufmerksamkeit wieder mehr auf weibliche soziale Kontakte und machte Treffen mit Freundinnen aus, die ich schon länger nicht mehr gesehen hatte oder verabredete mich mit Mädels, die ich noch gar nicht kannte (z.B. über Facebook-Kennenlerngruppen). So war ich auch ohne Dating viel unterwegs, pflegte intensiv soziale Kontakte und baute mein soziales Netzwerk sogar noch weiter aus, wodurch ich das Dating mit Männern gar nicht so stark vermisste. Stattdessen merkte ich, wie ich mich innerlich zunehmend entspannte, was mir nochmals vor Augen führte, dass ich im Bereich Partnersuche wirklich zu verkrampft unterwegs war. 


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