Ich gebe die Hoffnung nicht auf

Es kann nun einmal nicht aus jeder Begegnung die große Liebe entstehen, das wäre ja auch zu einfach. Aber wonach suche ich denn tatsächlich? Was darf es denn sein für die finale Erfüllung aller Wünsche? Doch wohl nicht ein Mann, den ich nach dem Tatortabend vom Sofa nach Hause komplimentiere, weil ich viel lieber alleine in meinem großen Bett liege. Oder gar einer, bei dem das gemeinsame Frühstück schon zu viel Investition in puncto Zeit, Geld und Intimität bedeutet, die gemeinsame Nacht vorher aber gerne wiederholt werden kann. Unverbindlicher Sex mit Fremden scheint heute leichter zu handzuhaben als ein gutes Gespräch außerhalb der Bettlaken, wie mein kleiner Feldversuch deutlich gezeigt hat.

Diese Sorte Männer zu finden ist nicht schwer. Das zumindest ist meine Erfahrung und ich bin gelangweilt. Gelangweilt von kurzweiligem Smalltalk, Unverbindlichkeit und dem Gefühl, ich müsste mich dafür entschuldigen, wenn ich laut ausspreche, dass ich mehr als nur ein Betthäschen für einsame Stunden sein möchte, selbst wenn es noch keinen Kandidaten dafür gibt. Das kann nicht die moderne Idee der Beziehung sein, zumindest nicht für mich. Vielleicht dauert es manchmal ein bisschen länger, herauszufinden, was denn am Ende für mich zählt und wichtig ist, dass die Person nach dem Fernsehabend mit ins Bett darf. Aber spätestens dann kann ich es kaum erwarten, am nächsten Morgen gemeinsam leicht verknittert auf Frühstückseiern herumzuklopfen und zu erleben, wie viel besser ein Kaffee schmecken kann, wenn man ihn nicht alleine trinkt.

Ich lehne mich aus dem Fenster und behaupte, dass das nicht nur meine Idee sein kann! Denn am Ende wollen wir alle genau das, vielleicht nicht unter denselben Rahmenbedingungen, Wohnsituationen oder Zeitpunkten, aber das Singledasein, je älter wir werden, bedeutet irgendwann immer auch Rastlosigkeit. Ich möchte ankommen und das nicht nur ein bisschen, sondern ganz und gar.

Ich gebe die Hoffnung nicht auf, dass wir am Ende alle diese eine Person finden, bei der sich Verbindlichkeit nicht ungut anfühlt, mit der man irgendwann gemeinsam alt und faltig auf einer Parkbank sitzt und aus einer Möglichkeit Liebe wurde und aus Liebe Heimat.


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