Gibt es in der Liebe mehr Glück als Glück?

Ich weiß, dass Thomas damals gerade Stress im Job hatte, vielleicht war er aus diesem Grund nicht mehr so aufmerksam, was die Erotik angeht. Das Ausharren in der Partnerschaft mit ihm wäre einen Versuch wert gewesen, auf alle Fälle. Denn es gab sehr viele Bereiche, wo wir harmoniert haben, auch im Bett, jedenfalls am Anfang. Ich sehe all das heute aus einer anderen Perspektive. Und Ben, wer weiß, warum er sein Essen plötzlich in sich geschlungen hat. Vielleicht war er in der Tat der falsche Mann und hat mir sein wahres Gesicht gezeigt. Mir war es zu kompliziert, mit den Männern über Kritikpunkte zu sprechen.

Ein Schreckgespenst: an einer Beziehung arbeiten

Ich wollte, dass es einfach ist, dass Liebe einfach ist, ich wollte nicht über die Beziehung reden und schon mal gar nicht an ihr arbeiten, das war ein Schreckgespenst für mich. Ich wollte, dass es einfach stimmt. Im siebten Himmel wollte ich sein und der andere sollte natürlich auch dort sein. Ich wollte perfektes Glück auf Augenhöhe. Ich bin nicht auf eine Weise egoistisch, dass nur ich allein auf meine emotionalen Kosten kommen wollte. Ich habe versucht, die perfekte Partnerin zu sein, alle Erwartungen zu erfüllen. Ben und Thomas waren glücklich mit mir, sie hatten an mir nichts auszusetzen. Sie wollten mich heiraten. Und sie waren fertig mit der Welt, als ich sie verlassen habe. Sie haben ewig gebraucht, um das zu überwinden.“

Nachdem mit Thomas Schluss war, Victoria war zu der Zeit Anfang 30, blieb sie ein paar Jahre allein und hatte ihren Spaß mit Affären. An sexuellen Verehrern mangelte es ihr nicht, auch nicht an ernsthaften Anwärtern. Victoria lernte viele Männer im Job oder über Freunde kennen, manchmal meldete sie sich auch bei einer Dating-App an – „just for fun“, wie sie sagt. Victoria genoss ihre Anziehung auf Männer, sie genoss ihr Leben, sie war inzwischen eine erfolgreiche Anwältin. Bis eines Tages die biologische Uhr tickte.

„Ich bin dann auf einmal Männern anders begegnet, mir ging die Leichtigkeit ab“, sagt Victoria. „Ich sah die Männer als potenzielle Väter, ich klopfte sie schon in den ersten Gesprächen auf ihre Bereitschaft ab, ob sie eine Familie wollen. Zugleich waren meine Ansprüche an einen Mann nicht gesunken, noch immer war ich abgetörnt, wenn einer die falschen Schuhe trug oder beruflich nicht erfolgreich war oder zu klein oder zu langweilig.“

Die Liebe ist plötzlich da, aber er trägt die falschen Hemden

Dann trifft Victoria Anton. Sie begegnen sich beim Joggen, sie treffen sich immer wieder zufällig, Anton spricht Victoria an. Sie laufen zusammen, sie treffen sich zum Laufen. Sie haben sich viel zu sagen. „Das war das Erste, was mich begeistert hat“, sagt Victoria, „dass man mit Anton Gespräche führen kann, wie ich es noch nie erlebt habe, tiefe Gespräche, ernste, aber Anton ist auch unglaublich lustig. Ich fing schnell an zu denken, dass es wunderbar sein muss, mit einem solchen Mann mein Leben zu teilen, mit ihm eine Familie zu haben. Er ist auch sehr liebevoll. Wir haben viele gemeinsame Interessen, Kino, Theater, Bücher. Anton ist ein fantastischer Liebhaber, und ich bin irgendwie sicher, dass das auch so bleibt.


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