Den neuen Schwarm verstecken: Was sich hinter dem feigen Dating-Phänomen “Stashing” verbirgt

Der Einfluss der Eltern auf unsere Partnerwahl ist vermutlich sowieso so groß, dass es gar nicht mehr darauf ankommt, ob die noch ihren Segen geben, denn unbewusst entscheiden wir uns zielsicher für einen Menschen an unserer Seite, der uns an das Beziehungsmodell erinnert, das wir als kleine Kinder für normal und richtig gehalten haben – und das war meist das der Eltern. In der Praxis bedeutet das: Wir wissen schon recht gut, ob die Eltern unserer Wahl zustimmen würden, deshalb wiegt auch die Entscheidung, den neuen Lieblingsmenschen keiner Musterung auszusetzen, so schwer. Damit drücken wir – in der Wahrnehmung des versteckten Kontaktes – ganz deutlich aus: „Ich glaube nicht, dass meine Eltern dich gut finden.“

Wie schwierig es manchen Singles heute fällt, verbindlich zu sein und zu dieser Haltung auch mutig nach außen zu stehen, zeigt sich beispielsweise in der Diskussion, ab wann der neue Kontakt auf Instagram und Facebook präsentiert wird. Stashing beginnt deshalb für viele Singles bereits bei einem fehlenden Hashtag beziehungsweise dem Ausbleiben der Verlinkung oder Markierung.

Möglich, dass das Verstecken des neuen Kontaktes nicht die schmerzhafteste Erfahrung ist, die man bei der Partnersuche machen kann. Doch dahinter verbirgt sich die Hoffnung auf Anerkennung, auf Wertschätzung, auf einen verbindlichen Plan, wie es weitergeht. Also letztlich der Wunsch nach mehr Mut.

Warum Menschen „stashen“, hat sehr viel mit Selbstwert zu tun, ob mich eine andere Meinung bedroht oder ob ich zu meinen Entscheidungen stehen kann. Weil jeder sein eigenes Kennenlern-Tempo verfolgt, lässt sich seriös kein Zeitraum nennen, in dem die eine oder andere Vorstellungsrunde (online oder offline) erfolgt sein muss, um daraus Verbindlichkeit zu deuten. Aber vermutlich ist er genau dann gekommen, wenn man zum ersten Mal darüber nachdenkt, weshalb man eigentlich noch nie gemeinsam das Haus verlassen hat.


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