Bleib draußen, böse Welt – mein Hikikomori-Syndrom

Hikikomori verhindert, in der realen Welt etwas zu riskieren

Jede Art von Fixierung auf einen Partner kann nur negative Folgen mit sich bringen. Ein fataler Schritt in Richtung emotionale Abhängigkeit. Ich bemerkte nicht, wie ich den Kontakt zu Bekannten oder Kollegen immer mehr vernachlässigte. Meine damalige Partnerin wollte mit Recht nicht auf ihren großen Freundeskreis verzichten. Ich investierte freiwillig meine Energie in diese Beziehung und alles andere interessierte mich immer weniger. Warum es mir so schwer fällt abzuschließen, kann ich nicht genau erklären. Mein Ziel ist es, mich wieder seelisch gesund zu fühlen. Auf Dauer gibt es keine Alternative, als in der realen Welt etwas zu riskieren. Gar nicht so einfache Übung: Eine Frau – offline – zu einem Kaffee einladen … 

Ich weiß gar nicht mehr, ob ich nach all dieser Zeit noch in der Lage bin viele Kompromisse einzugehen. Intimität zulassen bedeutet für mich eine immense Herausforderung. Die wenigsten werden verstehen, dass Nähe auch als Gefahr empfunden werden kann. Auf der einen Seite existiert eine immense Sehnsucht nach Zweisamkeit. Auf der anderen Seite die lähmende Angst erdrückt zu werden.

Scheitern gehört zum Leben dazu und ich versuche immer, daraus zu lernen. Schmerzhafter wird es, wenn das Ende einer Liebe erneut als Zurückweisung empfunden wird. Es ist mir klar, dass niemand die „Schuld“ an einer Trennung trägt. Es handelt sich nur um die banale Geschichte zweier Menschen, die entscheiden, getrennte Wege zu gehen. Leider helfen diese Gedanken in einer langen Trauerphase wenig.  

Ich verbleibe lieber eine Weile in meiner Fantasiewelt. Tage, Wochen, Monate vergehen und die Erinnerungen verblassen. Es gibt noch viele Fragen, auf die ich bis heute keine Antwort gefunden habe. Also werde ich eine Weile weiterhin auf der Suche bleiben. Nach meiner Wahrnehmung setzen sich die wenigsten Menschen mit ihren Gefühlen aus. Viele haben Angst, allein zu sein und wähle lieber eine toxische Beziehung. Vielleicht sollte ich meine zu hohen Erwartungen an einer Partnerin hinterfragen. 

Ausweg: Die Türen wieder öffnen

Leben bedeutet für mich in erster Linie, Erfahrungen zu sammeln. Wenn ich mich in meiner gemütlichen „Höhle“ weiterhin verstecke, wird sich sicher nichts ändern. Neue Begegnungen ergeben sich früher oder später, wenn ich es zulasse. Irgendwann öffne ich meine Tür und blicke neugierig nach draußen. Es ist sicher nicht zu spät, eine gewisse Leichtigkeit wieder zu empfinden. Sich bescheidene Ziele setzen und nicht aufgeben.

Ein weiser Mensch half mir in einer früheren Krise, indem er mir den Rat gab, zu entsagen. Ich wehrte mich damals dagegen, da ich die Vergangenheit nicht loslassen wollte. Heute weiß ich, dass der freiwillige Verzicht der erste Schritt zur Genesung bedeutet.  

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