Beziehungsangst? Liebe braucht Mut

Was daran so fies ist: Die Zurückgewiesenen spüren, dass eben zärtliche Gefühle im Spiel sind. Sie können sie beinahe greifen. Deshalb geben sie nicht auf. Nur: Kommen die Emotionen zutage, verschwindet der Ängstliche wie das Meer bei Ebbe. Am Strand liegt dann ein weiteres Schiffswrack. Das schlechte Gewissen, es wieder so weit kommen gelassen zu haben, zahlt auf die Bindungsangst dann doppelt ein. Niemand, der nicht völlig rücksichtslos ist, blickt gerne auf einen Bootsfriedhof. Die Folge: Beim nächsten Mal wird er/sich bemühen, noch freundlicher zu sein. Raten Sie mal, wozu das führt: Genau, noch mehr Angst vor Nähe.

Was hilft gegen Beziehungsangst und Bindungsphobie?

Um aus diesem Kreislauf heraus zu kommen, braucht es Mut. Es gibt Therapien, die Spinnenphobikern langsam die Furcht vor behaarten Beinen mit vorsichtiger Annäherung nimmt. In der Traumatherapie wird oft auch mit Hypnose gearbeitet. Ich bin beispielsweise mit einem Fallschirm aus einem Flugzeug aus einigen tausend Metern gesprungen. Was bei wem funktioniert, kann nur individuell ausprobiert und umgesetzt werden. Für mich stellte der freie Fall übrigens keine erfolgreiche Behandlung dar. Jeder Balkon bleibt für mich eine Mutprobe.

Nun lässt es sich super damit leben, Höhe zu meiden. Aus Angst vor Nähe die Liebe zu meiden, verspricht dagegen kein super Leben. Gegen Beziehungssangst helfen keine freundlichen Worte und auch nicht die Erkenntnis, selbst wenn sie einen kleinen Schritt in die richtige Richtung darstellt. Echte Bindungsangst braucht externe Hilfe. Einzig der Mut, diese Unterstützung zu suchen und anzunehmen, kann Betroffenen helfen. Weiter zu machen wie bisher wird dagegen die Angst vor Nähe verstärken, weil auf schmerzhafte Erfahrung nur schmerzhafte Erfahrung folgt. Das ist auch ein Appell an diejenigen, die an Bindungsängstliche geraten: Sie werden diese nicht ändern können. Egal was sie tun, in welch gutem Licht Sie sich präsentieren und welche Anstrengungen Sie unternehmen. Im Gegenteil: Sie tun sich nichts Gutes, wenn Sie sich nicht selbst schützen. Im schlimmsten Fall bereitet die Erfahrung Ihnen irgendwann selbst Angst und Sie sind aufgenommen im Club der Bindungsphobiker.


Weitere interessante Beiträge