Ein Brief an den Penis – Es ist Zeit zu reden

Hört auf mit dem Gerede über “Erektionsstörungen”

Ich hatte mehrere Penisse mit vermeintlichen Erektions- oder Orgasmusstörungen in meinem Bett. Diese Worte allein regen mich schon auf. Suggerieren sie doch irgendwie, dass, wenn ihr Penisse nicht perfekt nach Schema F funktioniert, etwas falsch, kaputt, ja gestört ist. Eieiei! Nur wer immer mit dem perfekten Härtegrad standhaft ist und das zur richtigen Zeit am richtigen Ort in der richtigen Zeitspanne – denn zu kurz oder zu lang sollte es ja nun auch nicht sein – der ist ein guter Penis, der hat es gebracht! Der darf um das Feuer tanzend und auf den Brustkorb trommelnd „Whhoooaaaa!!“ brüllen. Bravo!

Dabei ist das, mit Verlaub gesagt, großer Bullshit! Das lass dir mal gesagt sein, lieber Penis. Wenn man sich nur ein bisschen vom Standardsex löst – und das sollte man generell unbedingt tun – dann gibt es an sich doch gar kein „Problem“. Einer meiner Exliebhaberpenisse konnte beispielsweise nicht durch reine Penetration kommen. Er hatte total viel Spaß beim Sex, aber so ging es halt nicht. Einen Orgasmus durch Oralverkehr bekam er allerdings ohne Kopfzermatern, also bauten wir das einfach vermehrt ein.

Ein anderer Penis fiel sofort in sich zusammen, wenn sein Besitzer nur an das Wort „Kondom“ dachte. Ohne Gummi war für ihn und mich aber nicht ok, also machten wir einfach andere versaute Dinge. Er stand wahnsinnig doll auf meinen Po und so kam ich in den Genuss sehr ausgiebigen Cunnilinguses, während ich vor ihm kniete und er mich von hinten überall mit seiner Zunge verwöhnte. Dazu fassten wir uns gleichzeitig selbst an und brachten uns so zum Höhepunkt. Noch heute denke ich gerne daran zurück. Haben mich doch diese Erlebnisse erneut neugierig auf Analsex gemacht.

Wann darf man(n) kommen?

Und dann das Dauerbrennerthema des richtigen Orgasmuszeitpunktes. Wir kommen doch alle nicht immer oder nicht immer so, wie wir uns das vielleicht wünschen. Wo ist eigentlich noch mal genau das Problem? Wenn ihr Penisse früh kommt, dann macht man halt anders weiter oder eine Pause und legt eine zweite Runde ein. Wenn ihr lange braucht, dann macht man eben so lange, wie es beiden Spaß macht – ich persönlich mag stundenlange Dauerpenetration beispielsweise nicht so gerne. Lange durchhalten ist bei aller Liebe nicht das A und O, Jungs!

Für mich ist es am entspanntesten, wenn du mich einfach wissen lässt, wie du gestrickt bist. Dazu gehört natürlich, dass du dich selbst und deine Bedürfnisse kennst und damit auch cool bist. Aber wenn ein Penis mir beispielsweise ganz selbstsicher und selbstverständlich mitteilt „Du, ich komme eigentlich nur, wenn er auf dem Rücken liegt bzw. die Beine durchgestreckt sind oder wenn er mir am Ende selbst einen runter holt“, dann ist doch alles super. Dann sag ich doch nicht „Alter, bist du komisch, ne lass mal lieber“.


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