Wie viel Nähe kann die Beziehung ertragen?

Glücklich trotz Distanz

Dass unter der wohldosierten Distanz nicht zwangsläufig auch die Beziehungsqualität leiden muss, beweist eine kürzlich veröffentlichte Studie der Universität Jena. Unter den Teilnehmern befanden sich knapp 550 Paare – teils zusammenlebend, teils zwar nahe beieinander, aber ohne weitere Gründe in getrennten Wohnungen zuhause. Logisch, dass die Probanden der zweiten Gruppe einen stärkeren Drang nach Selbstständigkeit äußerten als jene, die gemeinsam mit ihrem Partner lebten. Auf ihre Beziehungszufriedenheit zeigte sich im direkten Vergleich jedoch keine negative Auswirkung, im Gegenteil: Während die gemeinsam lebenden Paare im Untersuchungszeitraum aufgrund der unerwünschten Einzelgänge eines Partners häufig Streitereien und miese Stimmung zu Protokoll gaben, hatten sie von vorneherein den Abstand, der ihnen und ihrer Partnerschaft langfristig guttat.

Mit mehr Abstand zu mehr Nähe?

Ist der heimische Frust also zwangsläufig vorprogrammiert, sobald ein Partner ein gesteigertes Freiheitsbedürfnis hat und mit seinem Herzmenschen trotzdem permanent Bad, Bett und Alltag teilt? Die Forschungsergebnisse bestätigen diesen Verdacht. Wer zu Beginn angab, grundsätzlich eher weniger Autonomiedrang zu verspüren, zeigte sich im Studienverlauf umso glücklicher in seiner Beziehung, je mehr Zeit er über den Tag verteilt mit dem Partner verbrachte. Diejenigen Teilnehmer jedoch, die sich generell eher nach Unabhängigkeit sehnten und dennoch unter einem Dach mit ihrem Liebsten lebten, wurden mit jeder weiteren Stunde Pärchenzeit auch zunehmend unzufrieden. Ein spannendes Ergebnis, das belegt, wie wichtig es ist, die eigenen Nähe-Bedürfnisse ernst zu nehmen und ggf. gemeinsam gängige Paar-Konventionen zu hinterfragen. Denn: Tut ein gewisser räumlicher Abstand der Liebe gut, kann doch eigentlich nicht so viel Falsches daran sein. Oder?


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