Wenn Magersucht die Beziehung gefährdet

Wege aus der Magersucht und in die Partnerschaft suchen

Als Partner einer essgestörten Person empfiehlt es sich zunächst, Informationen über die Erkrankung einzuholen und die Betroffenen mit den eigenen Beobachtungen und Sorgen zu konfrontieren. Dabei ist es wichtig, der Erkrankten keine Vorwürfe zu machen.

Achten Sie auf Ihr eigenes Essverhalten und bleiben Sie bei sich. Das bedeutet auch, sich auf keine Diskussionen über das Essen einzulassen oder der Partnerin ständig Essen anzubieten oder für sie zu kochen. Sie haben nicht die Verantwortung dafür, dass Ihre Partnerin etwas zu sich nimmt. Es ist ein Balanceakt, sich auf der einen Seite für die Sorgen der Betroffenen zu öffnen und zuzuhören, sich auf der anderen Seite aber nicht in ständige Gedanken und Gespräche um Gewicht, Dünnsein oder Kalorien zu verstricken.

Seien Sie sich darüber bewusst, dass Ihre Partnerin selbst die Motivation haben muss, etwas ändern zu wollen. Bestärken Sie sie in diesen ersten zaghaften Gedanken und helfen Sie bei der Suche nach Behandlungsmöglichkeiten. Teilen Sie ihr aber auch mit, wie es Ihnen aktuell in der Partnerschaft geht und mit der Erkrankung Ihrer Partnerin, und holen Sie sich ggf. selbst Rat in einer Beratungsstelle für den Umgang mit dieser schwierigen Situation. Vermeiden Sie es, sich selbst einzuschränken, gehen Sie weiterhin mit Freunden essen und nehmen Sie am sozialen Leben teil, lassen Sie nicht zu, dass die Erkrankung auch Ihr Leben bestimmt. Damit helfen Sie Ihrer Partnerin nicht. Auch nicht mit Überfürsorglichkeit oder Aufopferung.

Normalisierung des Gewichts und Essverhaltens

Sie finden viele Informationen im Internet (e) und speziellen (psychosomatischen) Kliniken für Essstörungen. Bei einem starken Untergewicht wird man Ihrer Partnerin wahrscheinlich eine stationäre Therapie empfehlen, nicht zuletzt um einem lebensbedrohlichen Zustand vorzubeugen. Unterstützen Sie sie darin. Es geht im ersten Schritt der Therapie um die Normalisierung des Gewichtes, der Ernährung und des Essverhaltens. Erst danach beginnt die eigentliche Psychotherapie, in der die Betroffene ein eigenes Störungsmodell entwickelt, also versteht, warum sie persönlich krank geworden ist und wie sie es in Zukunft vermeiden kann.

In der Regel wird das soziale Umfeld, der Partner und die Familie, in die Behandlung mit einbezogen als eine wichtige Säule der therapeutischen Intervention. Wenn es Ihnen emotional möglich ist und Sie es wollen, dann involvieren Sie sich, aber sagen Sie auch, wo Ihre Grenzen sind und achten Sie auf sich. Es gibt Selbsthilfegruppen für Betroffene und Angehörige. Informationen hierzu finden Sie ebenfalls im Internet (e).

Bei Julia und Nick ging es irgendwann nicht mehr. Als Nick eines Tages mit ansehen musste, dass seine Freundin nicht mehr alleine die Treppe hochkam und er sie stützen musste, sie nur noch mit leiser, kraftloser Stimme sprechen konnte und depressiv und isoliert zu Hause saß, brach er in Tränen aus. Es folgte ein langes Gespräch und er sagte, dass er erst einmal ausziehen würde, er schaffe es nicht mehr, mit anzusehen, wie sie vor seinen Augen verschwindet. Zu diesem Zeitpunkt wartete Julia schon auf einen Therapieplatz und wenige Wochen später begab sie sich schließlich in eine Klinik.

Das alles ist jetzt ein Jahr her, Julia und Nick wohnen mittlerweile wieder zusammen. Er hatte sie immer wieder in der Klinik besucht und war auch bei einigen Therapiesitzungen dabei. Sie hat zugenommen und scheint stabiler. Es ist immer noch so, dass sie sehr darauf achtet, was sie isst, und sich regelmäßig auf die Waage stellt. Aber Sport ist erst einmal tabu. Sex haben sie mittlerweile regelmäßig, auch wenn es immer noch nicht so häufig ist, wie er es sich wünscht.

(a) https://www.dimdi.de/static/de/klassi/icd-10-gm/kodesuche/onlinefassungen/htmlgm2013/block-f50-f59.html

(b) http://www.psychosomatik.uni-goettingen.de/download/51%20Praktikum%20Anorexie.pdf

https://www.klinikum.uni-heidelberg.de/Fuer-Kollegen.109900.0.html

* Als Folge der Mangelernährung oder auch durch Suizid.

(c) https://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S0166432812007760?via%3Dihub

(d) https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC2820601/pdf/nihms142068.pdf

(e) https://www.anad.de/essstoerungen/hilfe-durch-aussenstehende/partner.php

http://logic.sport.med.tum.de/pdf/pdf_esssteorungen_leitfaden.pdf

(von der BZfgA)

http://www.magersucht.de/allgemein/links.php#db

https://www.bundesfachverbandessstoerungen.de/essstoerungen/magersucht-anorexia-nervosa.php

Dieser Artikel dient nur der allgemeinen Information, nicht der Diagnostik oder Paarberatung. Er wurde gewissenhaft recherchiert, dennoch erhebt er weder Anspruch auf Vollständigkeit noch kann die Aktualität, Richtigkeit und Ausgewogenheit der dargebotenen Information garantiert werden. Betroffenen einer Anorexia nervosa wird dringend eine Psychotherapie bzw. die Konsultation einer Ärztin bzw. eines Arztes oder einer klinischen Psychologin bzw. eines klinischen Psychologen angeraten. Dies gilt insbesondere im Falle von Suizidalität und/oder starkem Untergewicht.


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