Vom Softie zum Alpha – Wenn der Partner sich auf einmal verändert

Johannes weiß nun, was er will: sich als Mann verstehen und zeigen

„Ich wurde auf dem Weg zum Erwachsenen eine Art charmanter Nerd, ein zahmer vergeistigter Mann. Ich habe Musik studiert, ich bin als Musiklehrer an einem Gymnasium angestellt. Ich galt als Frauenversteher, Frauen fanden mich immer toll wie ich war, so gefühlvoll und lieb. Und ich sehe auch nicht schlecht aus, würde ich sagen. Ich bin sanft, ich achte im Bett darauf, dass eine Frau stets auf ihre Kosten kommt. Ich war ein Traummann, aber ich war eben nicht ich. Das weiß ich heute. Ich habe mich verstellt, um Frauen zu gefallen, angefangen hat das mit meiner Mutter.“

Wie ist Johannes heute? Was hat sich verändert?

Regine: „Er sagt mir einfach auf eine ganz andere Weise seine Meinung, er erhebt auch mal seine Stimme, lässt mich aber immer zu Wort kommen. Er sagt, was er will, er geht auf Konfrontation. Er ordnet sich nicht unter, er kämpft dafür, was er will. Das macht er jetzt auch an der Schule. Johannes ist ein richtiger Querschläger geworden, er legt sich mit dem Schulleiter an, mit den Eltern. Und er legt viel Wert darauf, regelmäßig etwas allein zu machen, ein Mann braucht Zeit für sich, sagt er. Das finde ich nicht schlimm, ich komme aber besser damit klar, dass ein Mensch Zeit für sich braucht, warum gerade ein Mann Zeit für sich braucht, das begreife ich nicht. Und ich kapiere nicht, wie Johannes jetzt seine wertvolle Zeit verbringt. Er liest deutlich weniger, stattdessen geht er klettern mit seinen neuen Freunden. Neulich hat er sich in einem Fitness-Studio angemeldet, er fühlt sich zu schmächtig. Das ist verrückt, das hätte ich nie im Leben gedacht, dass Johannes mit Ende 30 seinen Körper optimieren möchte und nicht mehr ausschließlich seine Seele. Auf seine Physis war Johannes nie konzentriert. Wäre er älter, würde ich sagen, er ist in der Midlife-Crisis, aber das ist nicht der Grund für diesen Wandel.“

Auf den Laken ist Regine der neue Mann ganz recht

Es gibt einen Punkt, da muss Regine gestehen, dass ihr Johannes jetzt mehr Freude bereitet. Der Sex ist erfüllender, viel erfüllender. Johannes übernimmt häufiger die Regie im Bett, er sagt, was er will, er nötigt Regine zu nichts, doch er führt sie auf eine gewisse Weise.

„Ich muss sagen, dass mich diese neue Art im Bett angenehm überrascht hat“ gesteht Regine. „Mir fiel ein, dass mein Ex so war, und mir hat das gut gefallen. Ich hatte das verdrängt. Mit Johannes habe ich immer sehr gern geschlafen, er war zärtlich. Der Sex jetzt hat eine andere Qualität, er ist auf eine gewisse Weise härter, und ich bin erstaunt, dass mir das gefällt. Trotzdem, außerhalb des Schlafzimmers möchte ich meinen alten Sofie Johannes wiederhaben. Dieser Kraftprotz, der er geworden ist, der behagt mir nicht, er macht mir Angst.“


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