Offener Brief an einen Freund, der niemals richtig mein Partner war

Als du mir die hässliche Plastikblume auf dem Jahrmarkt geschossen und mit großer Geste überreicht hast, wurde mir klar, wie einfach Glück sein kann. Und wie leicht sich Liebe anfühlen kann. Mein Herz hast du erwärmt, meine Gefühle wieder in Fluss gebracht. Wieder fühlen zu können kam mir vor wie ein Geschenk. Du hast die Mauer um mein Herz durchbrochen und das zerbrochene Herz wieder zusammengefügt. Mir gezeigt, dass Liebe nicht immer Schmerz bedeutet. Dass sie unbeschwert sein kann. Frei von Eifersucht und Eitelkeiten.

Natürlich wusste ich, dass das mit uns nicht für die Ewigkeit war, aber das war auch gar nicht wichtig. Mit dir habe ich gelernt, den Moment zu leben, einfach nur zu sein. Einfach nur ich zu sein. Mit all meinen Facetten, Verrücktheiten und Albernheiten. Und ganz ohne Druck von außen, ohne den Erwartungen anderer gerecht werden zu wollen.

Mit dir und deinen Freunden musste ich nicht nächtelang über die Auswirkungen der Globalisierung diskutieren, sondern durfte ungehemmt beim Tischfußball kreischen. Wir sind Autoscooter auf dem Rummel gefahren, und haben uns vor Lachen gekringelt bei albernen Telefonstreichen mit der Marcophono-App. Ohne mich später dafür zu schämen. Ohne mich immerzu fragen zu müssen, was andere von mir denken. Genüge ich ihm, kann ich ihm das Wasser reichen, was denken seine Freunde über mich?

Du hast mich gelehrt, mich davon frei zu machen. Darauf zu pfeifen, was andere von mir denken. Bei mir selber anzukommen und mich so zu akzeptieren, wie ich bin. Klar warst du unreif und wirst bestimmt auch noch Federn gelassen haben in deinem Leben. Du warst nicht perfekt und auch ich war weit davon entfernt. Aber du hast mir gezeigt, dass ich auch nicht perfekt sein muss. Dafür, und für all das andere, danke ich dir.


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