Ja, ich will heiraten – aber noch nicht jetzt!

Heiraten ist angesagt. Dennoch warten Paare immer länger mit dem Eheversprechen. Warum eigentlich? beziehungsweise geht den Gründen nach.

Schutzstrategie Bindungsangst

Und so dauert die Suche nach dem passenden Partner für viele trotz der immens vereinfachten Kontaktaufnahme im Internet immer länger. Um sich nicht runterziehen zu lassen entwickeln nun viele Singles Schutzstrategien, die verhindern sollen frustriert und verletzt zu werden.

Das bedeutet, sie verhindern bewusst und unbewusst Nähe, denn Nähe macht verletzlich. Schon wer schreibt: “Ich suche nicht, ich lasse mich finden!”, ist eigentlich in die Bindungsangst-Falle getappt. Denn letztlich bedeutet dies: “Ich investiere nur, wenn ich mir ganz sicher bin und deshalb lasse ich dich mal machen.” Doch welche Persönlichkeiten zieht man mit dieser Haltung an? Jene, die überzeugt sind, dass man sich Liebe verdienen muss und sich beweisen muss. Eine Beziehung auf Augenhöhe lässt sich bei einer solchen Ausgangslage nicht realisieren.

Die meisten Kontakte schaffen es – statistisch – nicht bis zum zweiten Date und viele Beziehungen, die sich dennoch entwicklen, scheitern nach 3 bis 6 Monaten. Das ist ungefähr die Phase der rosaroten Brille oder wissenschaftlich bezeichnet als Limerenz. Da ist die Verliebtheit dank der Liebeshormone euphorisierend und wunderbar. Und lässt mögliche negative Seiten des Kontaktes ausblenden. Werden diese dann plötzlich sichtbar, geht es zurück auf Start – die Partnersuche beginnt erneut, sobald die Trennung und der Liebeskummer überwunden sind.

Die späte Entscheidung wertet die Ehe auf

Die freie Partnerwahl wird wohl kaum jemand wieder einschränken wollen. Verheiratet zu werden ist nun gewiss keine Alternative. Aber sie hat eben auch die Schattenseite der Qual der Wahl mit allen Konsequenzen.

Einen Vorteil hat sie aber auch: Ehen dauern heute wieder länger und werden seltener geschieden. Warum? Weil sich vermehrt nur noch diejenigen zusammentun, die dafür gemeinsam gekämpft haben. Sie wussten, was sie wollten und stehen zu ihrer Entscheidung. Das ist nicht das Schlechteste. Und vielleicht kann man auch tatsächlich das besser wertschätzen, was nicht so einfach zu einem gekommen ist.


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