Sorgen teilen fällt mir so schwer

In einer Partnerschaft höre ich gerne zu und nehme die Probleme des anderen ernst. Manchmal fehlt mir etwas Empathie und Schweigen fällt mit leichter als Reden. Dann bin ich weiterhin davon überzeugt, dass jeder seine Probleme allein lösen muss. An gewissen Tagen kostet es mich viel Energie, mein eigenes Leben zu meistern. Schlaflosigkeit raubt mir sehr viel Kraft. Wie sollte ich noch genügend Zeit aufbringen, um mich mit den Ängsten meiner Freundin auseinanderzusetzen?

Mir ist bewusst, dass dieses Verhalten als Egoismus empfunden werden kann. Aus Scham gebe ich nicht zu, dass ich mich oft überfordert fühle. Bis zum Erwachsenalter konnte ich nicht über mein Leben bestimmen und musste alles erdulden. Heute muss ich nur noch viele Kompromisse im Berufsleben eingehen, was meinem seelischen Gleichgewicht oft schadet.

Dabei fühle ich mich bereit, zu geben und zu nehmen

Wichtig für mich ist, meinen inneren Frieden zu finden. Auf dem Weg dahin werden meine Ängste mich noch eine Weile begleiten. An immer mehr Tage spüre ich endlich, dass die Freude am Leben stärker wird. Dann fühle ich mich bereit, zu geben und zu nehmen. Zu lieben und geliebt zu werden. Ich habe gelernt, die besonderen Augenblicke der Zweisamkeit wertzuschätzen. Die Vergangenheit kann ich nicht mehr ändern. Die Zukunft bleibt ungewiss. Nur eins zählt: Im Hier und Jetzt zu leben. Sich dessen bewusst zu sein, hilft mir, das Glück für eine Weile zu genießen.

Liebe mag vergänglich sein, aber heute bereichert sie mein Leben. Ich halte sie für eine Weile fest. Meine Sorgen haben sich nicht in Luft aufgelöst, aber sie bestimmen nicht mehr jeden Augenblick. Falls ich spüre, dass der geliebte Mensch nicht die Flucht ergreifen wird, bin ich bereit, meinen Kummer zu teilen. Über die eigenen Probleme zu reden, hilft meistens viel mehr, als man vermutet. Vorausgesetzt man vertraut sich gegenseitig. Ob eine konkrete Lösung in Sicht ist, ist für mich nicht so relevant.

Nur für mich ganz persönlich bedeutet Schreiben auch eine Art Therapie. In dem Moment teile ich meine innere Unruhe mit mir, mit dem Papier, mit einem unbekannten Leser. Ich spüre bei dieser Übung eine gewisse Leichtigkeit, die ich im Alltag zu oft vermisse. Ich kann jeden nur dazu ermutigen, egal ob er oder sie glücklich verliebt, frisch getrennt oder länger Single ist.

Jeder hat eine Geschichte zu erzählen und diese interessiert viel mehr Menschen, als man glaubt. beziehungsweise gab mir letztes Jahr die Chance, meine Texte zu veröffentlichen und es bedeutet mir immer noch sehr viel. Ich bin dankbar, wenn meine Artikel nur eine einzige Leserin – oder einen einzigen Leser – berühren. Positives Feedback motiviert mich immer wieder und es tut mir gut. Ich begebe mich jedes Mal auf eine neue Reise ins Unbekannte. Das Wichtigste für mich ist, authentisch zu bleiben. Die dunklen Wolken am Horizont sind nicht verschwunden, aber ich kann sie in diesen Momenten kaum noch erkennen …


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