Anrührend, bewegend, wunderschön: Bild-Porträts transidenter Menschen
Kathrin Stahl begann das Projekt “Max ist Marie” mit einem Fotoshooting mit ihrer Tochter Marie, die einmal ihr Sohn war. Es ist gut, diesen Satz zunächst einmal sacken zu lassen, denn der Weg, den die Fotografin Kathrin Stahl und ihre Familie gegangen sind, dauerte länger als das Lesen dieses Textes: er war eine langsame Entwicklung, ein anderes Coming Out, als die, über die in Schlagzeilen der Tagespresse berichtet wird.
Mit “Max ist Marie” möchte Kathrin Stahl zusammen mit allen transidenten Menschen, die sich an diesem Projekt beteiligen, einen Schritt gehen, um die gesellschaftliche Akzeptanz durch Verständnis zu erhöhen. Dieses Projekt soll ein zartes, mitfühlendes sein, fern aller Polemik. Aus den Bildstrecken und Interviews wird ein Bildband entstehen (ein Verleger wird noch gesucht), auch Ausstellungen wird realisiert.
“Max ist Marie oder mein Sohn ist meine Tochter ist mein Kind” ist ein Transgender Foto- und Textprojekt, ein Projekt über und für transidente Menschen. Als Fotografin nähert sich Kathrin Stahl dem Thema in Bildern. Anfang des Jahres fragte sie deshalb ihre Tochter, was sie davon hielte, wenn sie ein Fotoprojekt zum Thema “Transgender” machen würde.
Sie startete mit einer Bildstrecke über Marie in ihrem Blog, durchaus unsicher, was passieren und welche Reaktionen sie nun erhalten würde. In kurzer Zeit schrieben ihr über 50 transidente Menschen jeden Alters und boten ihre Unterstützung an. Seitdem ist aus dem Projekt „Max ist Marie“ ein bewegendes Dokument über die Situation transidenter Menschen in Deutschland geworden. Menschen jeden Alters. Menschen, die sich mit 16 geoutet haben oder mit 63.
Ganz bewusst hat sich Kathrin Stahl für eine schwarz-weiße Bildsprache entschieden. Diese spiegelt ihrer Meinung nach das aller Schwarz-weiß-Denken wider, dass alle manchmal haben, wenn es um ein Anderssein geht.
Doch nicht nur die stimmungsvollen Bilder sondern auch die einfühlsamen Texte, in denen Kathrin Stahl die Porträtierten zu Wort kommen lässt, verfügen über eine emotionale Wucht, die den beeindruckenden Lebenswegen größten Respekt zollen lässt.
Die Situation von transidenten Menschen ist von der Furcht und dem Misstrauen der Umwelt geprägt, die Anderssein ablehnt und jeden zunächst verstoßen will, der nicht der Norm entspricht. Doch auch andere Widerstände machen transidenten Menschen das Leben schwer: Ausnahmslos jeder der transidenten Menschen, mit denen Kathrin Stahl bisher geredet hat, erzählte von Schikanen durch ihre oder seine Krankenkasse. Gesetzlich mögliche, seelisch aber unvertretbare Zeitspannen wurden ausgereizt, für das seelische Wohlergehen notwendige Behandlungen werden verweigert. Sie hörte von Psychologen, die Gutachten nicht rechtzeitig fertig stellen. Von Endokrinologen, die notwendige Medikamente nicht verschreiben.
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