Liebe im Traum oder in der Realität: Was ist spannender?

Der Rosé schmeckt mir heute immer noch, die Ruhe tut gut, aber die Geister der Vergangenheit melden sich manchmal zurück. Ich muss zugeben, dass ich eine gewisse Melancholie ab und zu nicht unterdrücken kann. Sie muss irgendeinen Sinn haben und ich gewähre ihr den Freiraum, den sie benötigt. Ein Medikament mit dem Wirkstoff „Loslassen akut“ kann ich mir leider nicht verschreiben lassen, auch wenn es die einzige effektive Therapie ist.

Wir sind alle nur auf der Durchreise

Die Unbekannte zieht mich an, auch wenn sie momentan ein Produkt meiner Fantasie ist. Ich weiß nicht, ob die Realität einen ähnlichen Reiz auf mich ausüben würde. In früheren Beziehungen kam es zu einer Ernüchterung, weil ich zu oft nicht fähig war, meine Partnerin so zu akzeptieren, wie sie war. Meine Wünsche ließen mich den Menschen anders wahrnehmen. Leider kam ich zu dieser Erkenntnis meistens zu spät und es gab keinen Ausweg mehr aus diesem Dilemma.

Heute bleibe ich lieber eine gewisse Zeit allein, um nicht das Risiko einzugehen, wieder enttäuscht zu werden. Es überrascht mich festzustellen, dass eine unfreiwillige Enthaltsamkeit auch positive Seiten haben kann. Manche Menschen lenken sich nach einer Trennung ab, indem sie sich in oberflächlichen Bettgeschichten stürzen oder sich sofort in einen greifbaren Partner vergucken. Nicht trauern, sondern das Kapitel Ex sofort abschließen und sich mit einer fremden Haut betäuben.

Ich wünsche mir, manchmal auch so handeln zu können, um nichts mehr zu spüren. Ich ziehe mich lieber in mein Schneckenhaus zurück und bleibe auf Distanz. Mein Gehirn produziert kein Oxytocin mehr und ich fahre meine Libido komplett runter. Sicher erfreue ich mich immer noch am Anblick einer besonders attraktiven Frau auf der Straße, aber die Lust bleibt auf der Strecke. Die Gefahr bei dieser Vermeidungsstrategie ist mir schon bewusst. Die Angst vor Zurückweisung und vor einer erneuten Kränkung lähmt mich sogar für mehrere Monate.


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