Die letzte Station unserer Reise

Nicht zornig zurückblicken

„Don’t Look Back in Anger“, sang vor einigen Jahren die Band Oasis und diese Zeile ist mir jedes Mal eingefallen, wenn ich eine Trennung durchlebte. Ich versuche, das Schöne zu bewahren, dankbar zu sein für die vielen kleinen Momenten des Glücks, für die Erinnerung an einen besonderen Kuss, für eine unerwartete Postkarte, für Berührungen voller Zärtlichkeit. Dir Halt zu geben und diesen bei dir zu finden,  Geborgenheit zu spüren und zu schenken, sich akzeptiert zu fühlen, wie man ist, ohne sich verstellen zu müssen. Vielleicht habe ich zu viel erwartet, vielleicht fühltest du dich unter Druck gesetzt, weil du meine – in deinen Augen zu hohen – Erwartungen nicht erfüllen konntest. Du sagtest, dass du mehr Geduld gehabt hättest, wenn deine Liebe stärker gewesen wäre. Dieser Satz schmerzt, weil er so gnadenlos ehrlich klingt.

Es gibt keinen Schuldigen in dieser Geschichte, was bleibt ist der Verlust. Irgendwann wird der Tag kommen, an dem ich nicht mehr nach dem Aufwachen sofort schauen muss, ob das blaue Licht meines Handys wieder blinkt wie früher, als jeden Morgen eine Nachricht mir den Tag versüßte. Irgendwann werde ich nicht mehr hoffen, dass du mich immer noch vermisst, dass du meine Nähe und meine Aufmerksamkeit brauchst, dass deine Gefühle für mich ganz tief in dir noch existieren. Trennung begleitet mich schon seit meiner Kindheit, deshalb weiß ich auch, dass ich jede noch so bittere Erfahrung überleben werde, wenn auch jedes Mal Narben bleiben. Ich werde wieder von vorne anfangen, aber vielleicht sollte ich besser aufhören, nach einem Ideal zu suchen, das ich nie finden werde, weil es nicht existiert …

Liebe kommt, Liebe geht und sie lässt sich nie erzwingen. Das wissen wir alle und dennoch verhalten wir uns so selten rational.  Liebe macht uns Angst. Früher erschien es mir bequemer, immer wieder die Flucht zu ergreifen, nur weil die anfänglichen romantischen Gefühle weniger spürbar waren. Dieses Mal scheinst du es, die am Ende dieser gemeinsamen Reise angekommen ist, ich kann nur noch zuschauen, wie du aus dem Zug aussteigst und ich bleibe sitzen, allein, bis die Türen wieder schließen. Lassen sich Gefühle ein und ausschalten, mit einem unsichtbareren Schalter, den wir im passenden Moment benutzen können? Ich bin überzeugt, dass man nicht zu schnell aufgeben sollte, dass man sich endgültig trennen sollte, nur wenn beide Partner am Ende ihrer Kräfte sind, wenn das letzte Funken Leidenschaft erloschen ist.

Heute werde ich vom magischen Licht der Côte d’Azur geblendet, an sonnigen Tagen im Winter sieht die Promenade des Anglais noch schöner und friedlicher aus, weil die Horden von Touristen ausbleiben. Die Postkartenidylle täuscht. Meine frühere Heimat erscheint mir plötzlich so fremd, weil ich die Spuren unseres kurzen Glücks gesucht, aber nicht mehr gefunden habe …


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