Der Nachmittag, an dem du anfingst, mich zu lieben

Wir kochten. Unsere Hände konnten nicht mehr stillhalten, griffen zu, rieben, schnitten, fügten zusammen, richteten an. Wir aßen griechischen Salat und Fisch-Gemüse-Spieße, die ich auf dem Balkon gegrillt hatte. Dazu tranken wir Weißwein und Wasser aus einer großen Glaskaraffe, in die du Zitronenscheiben getan hattest und zwanzig Eiswürfel.

Ich betrachtete die kondensierten Wassertropfen an der Weinflasche, lauschte deiner Stimme und dachte in Dauerschleife: Es ist endlich geschehen.

Als du dann, unversehens, nach meiner Hand griffst, konnte ich nicht mehr anders. Ich kam um den Tisch herum zu dir. Zog dich hoch. Hob dich auf den knarzenden Tisch. Ein Teller klirrte, zwei Gläser kippten. Eine Hand auf deiner Wange, die andere woanders, sah ich dir in die Augen und fand dort kein Zögern mehr und keine Angst. Es war so neuartig schön, dein Strahlen ohne Schleier zu sehen.

Deine Hände griffen gerade nach meinen Hüften, da nahm ich die große Glaskaraffe mit den Zitronenscheiben und Eiswürfeln darin und goss dir das kalte Wasser über dein aufgeheiztes Haupt, dein gerötetes Gesicht; und es floss dir über den Rücken, deine Brust. Du schriest erschrocken auf, spanntest deinen Körper an. Dein Top färbte sich durchsichtig, wurde Hautfarben, dein Griff fester. Wir pellten uns aus unserer Schale und liebten uns auf dem Boden. Ehrlich und an keine Bedingungen geknüpft.

Viel später am Abend. Wir saßen auf dem Balkon und rauchten, sahen zum nahen Stadthorizont. Der Grill war ausgegangen, die Sonne fort. Ein vorsichtiger Sommerwind trieb die stehende Hitze aus der Stadt. Der Backstein der Häuser aber bewahrte uns den Eindruck eines südlichen Tages. Wir sahen den Mond. Stadtlichter funkelten dazu wie die Sterne, die sie unsichtbar machten. Deine Haut war salzig und deine Umarmung sanft wie nie zuvor. Wir redeten, lachten, schwiegen, bliesen Rauch in die Nacht mit ihrem langsam ersterbenden Straßenlärm. Du saßt neben mir, und als du dann deinen Kopf auf meine Schulter legtest, erinnerte ich mich wieder an dieses Gefühl vom Nachmittag, als sich alles geändert hatte.


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