Borderline-Beziehung: 18 Tipps zum Umgang mit Borderlinern

Menschen mit Borderline („Borderline-Persönlichkeitsstörung“) haben Schwierigkeiten damit, stabile Beziehungen aufzubauen und zu erhalten. Ihre Partner fühlen sich meist schnell überfordert. Kann eine Beziehung mit einem „Borderliner“ trotzdem gelingen?

18 Tipps für Partner von Menschen mit einer Borderline-Persönlichkeitsstörung

1. Informieren Sie sich über das Krankheitsbild

Ihr Partner ist diesbezüglich natürlich an Erfahrung nicht zu übertreffen. Es gibt aber auch eine Reihe guter Bücher, die sich direkt an Angehörige richten (siehe unsere Literaturempfehlungen weiter unten). Darüber hinaus existieren im deutschsprachigen Raum zahlreiche Gruppen, in denen sich Angehörige (Partner, Familienmitglieder, Freunde) von Menschen mit Borderline austauschen und Rat holen können. Es ist Ihr gutes Recht, sich Unterstützung zu holen. Nutzen Sie es!

2. Lernen Sie, Grenzen zu ziehen und diese nicht aufzugeben

Fordern Sie die Einhaltung dieser Grenzen ein. Viele Betroffene haben selber nie richtig gelernt, angemessene Grenzen zu ziehen, da ihre nächsten Bezugspersonen in dieser Hinsicht selber keine Vorbilder waren.

3. Differenzieren Sie zwischen den Gefühlen Ihres Partners und Ihren eigenen

Die Gefühle Ihres Partners sind nicht Ihre eigenen – und umgekehrt. Nehmen Sie sie wahr (etwas anderes wird kaum möglich sein), aber versuchen Sie, sich nicht von ihnen mitreißen zu lassen.

4. Reflektieren Sie Ihre Interaktionen mit dem Partner

Schärfen Sie Ihr Bewusstsein für das, was da zwischenmenschlich in Ihrer Beziehung gerade geschieht – nicht nur auf der bewussten und verbalen Ebene! Das kann Ihnen dabei helfen, in hochexplosiven Situationen die Nerven zu behalten.

5. Seien Sie klar in Ihrem Tun und Ihren Entscheidungen

Beziehen Sie Position. Klarheit ermöglicht Orientierung.

6. Seien Sie einfühlsam

Bemühen Sie sich, Ihren Partner zu verstehen. Fragen Sie nach (ohne zu drängen). Begegnen Sie ihm/ihr mit Respekt.

7. Seien Sie verlässlich

Das bedeutet nicht nur positive Zuwendung und Aufmerksamkeit, sondern auch, in der Achtung Ihrer selbst formulierten Grenzen Konsequenz zu beweisen (s.o.).

8. Reflektieren Sie Ihre eigene Leidensfähigkeit

Eine Empfehlung, die für jede Beziehung gilt: Finden Sie für sich heraus, wenn Sie dies bisher noch nicht getan haben, welche Leidensfähigkeit in Ihnen selber vorhanden ist und wann der Punkt gekommen ist, ab dem ein Fortführen der Beziehung Ihnen selbst massiven Schaden zufügen würde. D.h.: Wann ist eine Krise chronisch oder derart heftig, dass Sie den konsequenten Abbruch der Beziehung erfordert, weil Sie andernfalls psychisch, psychosomatisch und/oder körperlich Schaden nehmen würden?

9. Seien Sie ehrlich

Verunsichern Sie Ihren Partner nicht durch Ignoranz oder Lügen. Sprechen Sie auch über Ihre eigenen Gefühle und Bedürfnisse. Stellen Sie diese nicht zurück. Denn dann scheitert über kurz oder lang eine jede Beziehung, gleich ob mit einem „Borderliner“ oder einem anderen Menschen.

10. Bleiben Sie fair, gerade bei „Schuldzuweisungen“

Eine Beziehung besteht immer aus zwei Personen. Beide tragen zu ihrem Gelingen oder Scheitern bei. Nicht alle Probleme müssen aus der BPS Ihres Partners resultieren.

11. Sprechen Sie sich bei Dritten aus

Sprechen Sie mit vertrauenswürdigen Menschen über Ihre Beziehung, wenn Sie das Gefühl haben, nicht mehr weiter zu wissen oder kontaktieren Sie eine der bereits angesprochenen Angehörigengruppen.

12. Legen Sie sich ein dickes Fell zu

Das Leben mit einem „Borderliner“ ist anstrengend, das sagen Betroffene selber (Hofer, 2016). Ein dickes Fell ist da sicherlich hilfreich.

13. Vermeiden Sie die Symbiose-Falle

Haben Sie trotz aller Widrigkeiten den Anspruch, eine erwachsene Beziehung zu führen, die nicht völlig an die Gefühlsschwankungen Ihres Partners gekoppelt ist. Zu einer erwachsenen Beziehung gehört neben der Fähigkeit, Nähe herzustellen, auch die Fähigkeit zur Abgrenzung und Grenzziehung (s.o.). Bei aller Rücksichtnahme sollte dies Ihr Ziel sein.

14. Schreiben Sie sich ein faires „Drehbuch“

Wenn Sie selber nicht unter Borderline leiden, gilt: Sie sind in einer Borderline-Beziehung zu einem Hauptdarsteller bzw. einer Hauptdarstellerin eines Dramas geworden, das sich nicht primär um Sie dreht, Sie aber massiv „angehen“ wird. Seien Sie nicht passiv, schreiben Sie Ihrerseits ein faires Drehbuch, das Ihnen in Krisen Orientierung geben kann.

15. Sie sind nicht der Therapeut/die Therapeutin Ihres Partners

Auch wenn es vielen unter den Nägeln brennen mag: Spielen Sie nicht Therapeut oder Hellseher. Für Therapien gibt es Profis, die ihren Job über viele Jahre erlernt haben; letzteres ist reine Spekulation. Das einzige, was Sie tun können, ist, Ihren Partner bzw. Partnerin zu (weiteren) Therapien zu motivieren. Informieren Sie sich auch zu den sensiblen Themen Suizidalität und selbstverletzendes Verhalten sowie „Skills(kette)“ und „Notfallkoffer“ (siehe Literaturempfehlungen und Google). Tappen Sie nicht in die Helfer-Falle, Sie würden höchstwahrscheinlich scheitern.

16. Borderline-Beziehung und Trennung: Haben Sie einen Notfallplan

Für den Fall konkreter Trennungsabsichten Ihrerseits: Es ist mit teils heftigen Reaktionen Ihres Partners zu rechnen. Ein Notfallplan könnte sein, dafür zu sorgen, dass jemand unmittelbar nach der Trennung für Ihren Partner da ist (z.B. Freunde, Familie, Therapeuten). Das reduziert auch etwaige Schuldgefühle Ihrerseits und hilft Ihnen somit, bei diesem schweren Schritt konsequent zu sein und zu bleiben (s.o.).

17. Mit Ihrem Partner sprechen

Sprechen Sie mit Ihrem Partner bzw. Partnerin, nicht über sie/ihn.

18. Seien Sie sensibel

Seien Sie sensibel im Umgang mit Ihrem Partner bzw. Ihrer Partnerin. Das gilt insbesondere für „Wespennester“ wie Sexualität, traumatische Erfahrungen (sexuell, gewaltbezogen u.a.), familiäre Zerwürfnissen und ähnliche Themen mit Sprengkraft. Diese gehören in eine Therapie.


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