Wie mich mein bester Freund verließ

Die falsche Entscheidung

Dachte ich. Nun sitze ich hier und habe seit einem halben Jahr keinen Kontakt mehr zu ihm. Nach gefühlt tausend weiteren Nachrichten auf Mailbox, über WhatsApp, per SMS – sogar einen Brief habe ich ihm geschrieben und gehofft, dass sie ihn nicht abfangen würde – rief er mich eines schönen Tages zurück. Das Gespräch dauerte keine fünf Minuten. Er entschuldigte sich dafür, dass er mich so hängen gelassen hatte. Aber sie bedeute ihm einfach zu viel, ohne sie würde er nicht mehr sein wollen. Ich fuhr ihn an, dass das alles ganz und gar nicht gesund war und er sich total von ihr kontrollieren ließ. Aber das interessierte ihn nicht. Er müsse auf ihre Gefühle Rücksicht nehmen, wenn er sein Leben mit ihr teilen wollte. Und das wollte er definitiv! Dass dabei meine Gefühle auf der Strecke blieben, tue ihm zwar unendlich leid, aber er könne sich nicht zerteilen.

Normal ist das nicht

Er hat sich entschieden. Für diese krankhafte Beziehung, die keinen anderen (weiblichen) Kontakt zulässt. Ich habe von vielen gemeinsamen Freundinnen gehört, dass er den Kontakt zu allen abgebrochen hatte. Ich war also nicht die Einzige. Trotzdem schockierte es alle, dass er selbst unsere Durch-Dick-Und-Dünn-Freundschaft aufgab für dieses Mädchen. Sicher hat sie einiges erlebt, um so zu werden. Aber wir haben alle unsere Probleme, mit denen wir umgehen müssen. Und dafür ist man doch in einer Beziehung, um sich gegenseitig zu unterstützen, mit den Problemen fertig zu werden. Was ist das für eine Liebe, die nur auf Misstrauen und Verboten beruht? Wer kann da ernsthaft aufrichtig glücklich sein?

Ich verstehe es immer noch nicht so richtig. Aber ich verstehe, dass ich nicht wichtig genug war. Dass unsere Freundschaft und all die gemeinsamen Jahre nicht mehr wiegen als ein paar Monate scheinbare Liebe. Klar verletzt mich das. Sehr sogar! Ich vermisse meinen besten Freund, meinen Kompagnon, meinen großen Bruder. Aber ich kann ihn nicht zwingen, sich für mich zu entscheiden.

Beste Freunde sind nicht selbstverständlich

Vor Kurzem habe ich gehört, dass es wohl kräftig kriselt bei den beiden. Überrascht bin ich da nicht. Aber ich weiß nicht, ob ich ihm verzeihen könnte, wenn er hinterher wieder bei mir angekrochen käme. Ich fürchte, dass ich dann diejenige sein könnte, die bei jeder neuen Perle misstrauisch wäre und Angst hätte, dass er mich wieder fallen lässt. Es ist lächerlich, dass ich so denke. Aber ein kleines bisschen ist mir das Herz gebrochen – auch wenn es nur eine Freundschaft war. Ich habe mich auf ihn verlassen und er hat mich enttäuscht.

Weggeschmissen wie eine ausgelatschte Socke. Weil irgendein Mädel mit den Hüften gewackelt hat. Das tut echt weh! Und bis diese Wunde wieder verheilt ist und er an meine Tür anklopfen darf, wird noch eine Menge Zeit vergehen. Denn beste Freunde sind eben auch nicht selbstverständlich.


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