Wenn Anspruch und Wirklichkeit aufeinandertreffen: Wie soll mein Partner sein?

Bestenfalls also redet man offen über seine Bedürfnisse – ohne aber zu erwarten, dass das Gegenüber für die Erfüllung dieser verantwortlich ist. Im schlechtesten Fall setzt man diese Bedürfnisse voraus oder projiziert diese auf sein Gegenüber, ist dann aber auch schnell enttäuscht, wenn dieser Idealpartner auf einmal auch andere Facetten von sich zeigt.

Enttäuschte Menschen allerdings reagieren nicht achtsam oder rational. Sie sind oft atemlos in dieser Schuldzuweisungsspirale, um den Schmerz abzuwehren und den anderen dafür verantwortlich zu machen. Das Beste wäre in dieser Situation: erst einmal tief durchatmen. Diese Strategie muss aber erlernt und geübt werden, bevor sie erfolgreich angewendet werden kann.

Ich kenne das von mir. Ich hatte meine Wünsche und Erwartungen, wie jemand zu sein hat. Ich habe also immer nach dieser einen unscheinbaren Nadel im Heuhaufen gesucht und wenn ich dann jemanden kennenlernte, der auch nur eines meiner Bedürfnisse zu erfüllen schien, projizierte ich mein gesamtes Idealbild auf diese Frau. Dass diese Frau aber auch andere Züge hatte, wollte ich nicht wahrhaben. Also habe ich ihre Makel auch kompensiert. Irgendwann aber sah ich durch ihre Schwächen die Erfüllung meiner Bedürfnisse in Gefahr. Statt offen mit ihr zu reden und ihr zu erzählen, was ich fühle, habe ich mich in meine Traumwelt geflüchtet, in der sie meinen Erwartungen entsprach. Innerlich hatte ich somit die Beziehung schon beendet. Und die Trennung folgte bald.

Bis ich erkannte, dass es an mir liegt, ob und wie meine Bedürfnisse erfüllt werden. Wenn ich nicht über diese rede, sondern nur über sie nachdenke, kann mein Gegenüber nicht wissen, was ich will. Ich bin am Ende nur für mich verantwortlich und dann erst für das Wir.

So ist das im Übrigen auch mit den Grenzen. Ich bin für die Einhaltung meiner Grenzen verantwortlich. Wenn ich dem anderen immer alles durchgehen lasse, muss ich mich nicht darüber wundern, mich irgendwann ausgenutzt und benutzt zu fühlen. Wenn ich aber nicht kommuniziere, was ich will, werde ich auch nur das bekommen, was der andere bei mir wahrnimmt. Am Ende will jeder so geliebt werden, wie er ist. Ich wünsche Ihnen und Ihren Partnern, dass es Ihnen gelingt.


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