Was wäre, wenn mein Partner … ?

Irgendwann muss man sich davon verabschieden, dass der Partner sich noch verändert. Jana Seelig schreibt darüber, wie man den Gedanken “wenn er nur …”, ablegen kann.

Irgendwann muss man sich davon verabschieden, dass der Partner sich noch verändert. Jana Seelig schreibt darüber, wie man den Gedanken “wenn er nur …”, ablegen kann

Ich liebe meinen Partner. Mit all seinen Fehlern und Macken, die er nun mal so mit sich bringt. Und dennoch gibt es da Dinge, die ich gerne an ihm ändern würde. Zum Beispiel, dass er es schafft, zu unseren Verabredungen pünktlich zu kommen und mich nicht mindestens zehn Minuten vor dem Kino warten zu lassen. Er war schon immer so, so unpünktlich, wohingegen ich eine Person bin, die grundsätzlich mindestens zehn Minuten früher am vereinbarten Treffpunkt erscheint, weil ich es nicht leiden kann, wenn andere Leute auf mich warten müssen, nur weil ich nicht rechtzeitig zuhause los gegangen bin.

Mein Freund hingegen kann meine Unordnung nicht leiden. Ich lasse Geschirr nach dem Kochen und Essen schon mal drei bis vier Stunden stehen, bis ich es in die Spülmaschine räume und mich daran mache, die Küche sauber zu machen. Eine Sache, die ihm immer wieder sauer aufstößt, die ich aber auch nicht ändern will, weil ich an meinem “Ordnungssytem”, wie ich es nenne, überhaupt nichts falsch finde.

Veränderung beginnt in Gedanken

Aber was wäre, wenn er und ich anders wären? Er immer pünktlich und ich ein wenig ordentlicher? Würde unsere Beziehung dann besser laufen, als sie es aktuell tut – oder wären wir beide dann nicht mehr wir selbst und würden gar nicht so gut miteinander harmonieren, wie wir es tun, weil Partner nun einmal auch Dinge brauchen, an denen sie sich reiben können? 

Das sind Fragen, die wir uns alle vermutlich schon einmal gestellt haben. Nicht nur in partnerschaftlichen Beziehungen, sondern auch in Freundschaften oder in Bezug auf unsere eigenen Eltern und Großeltern, denn sie alle haben Eigenschaften, an denen wir uns zeitweise stoßen – und auch wir selbst tragen Attribute in und mit uns, die eben jene Personen nur allzu gerne ändern würden. Ich bin der Meinung, dass man über all das reden, diskutieren und im besten Fall sogar eine gemeinsame Lösung finden kann. Insbesondere dann, wenn es um große Probleme geht, die eine Beziehung dauerhaft belasten können. In den anderen Fällen jedoch hilft meist nur eines: sich damit abfinden, dass man seinen Partner, seine Eltern, seine Freunde nicht mehr ändern kann und Frieden mit ihren Un- und Eigenarten schließen.

Das ist natürlich leichter gesagt als getan. Ist unser Gegenüber nicht bereit, an sich zu arbeiten (oder kann es unter Umständen gar nicht), müssen wir an uns selbst arbeiten. Dazu gehört natürlich zunächst, dass wir unsere eigenen Grenzen überprüfen und abchecken, in wie weit wir mit den Dingen, die uns an unserem Partner stören, überhaupt leben können. Auch wenn ich natürlich genervt davon bin, dass mein Freund grundsätzlich zu spät kommt, ist das eine Sache, mit der ich mich durchaus arrangieren kann. Schließlich weiß ich bei ihm immer, woran ich bin und kann mich darauf einstellen. 


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