Mein Weg aus der Opferrolle

Grundsätzlich war mir zwar immer schon bewusst, dass ein „Narzisst“ nichts dafür kann, dass er handelt, wie er handelt, weil ja in seiner Kindheit etwas falsch gelaufen ist, weshalb er eben agiert, wie er agiert – auf eine für „normale“ Menschen unverständliche Weise. Auf den öffentlichen Hass-Zug mancher Opfer bin und wollte ich nie aufspringen, denn dazu hatte ich zu viele Hintergrundinformationen gesammelt, und dies war auch nie meine Art.

Dann, endlich, folgten die ersten Sitzungen mit meinem Therapeuten, den ich mir aufgrund meines immensen Leidensdrucks gesucht hatte. Nie wieder wollte ich auf einen Mann hereinfallen, der mich ausnutzt oder mich nicht zu schätzen weiß. Schnell wurde mir dabei bewusst, dass die Wurzel allen Übels auch bei mir und in meiner Kindheit lag.

Ich habe nunmehr erkannt, dass jeder verantwortlich ist für sein Leben und auch dafür, was er mit sich machen lässt. Die Einhaltung der eigenen Grenzen liegt allein in der eigenen Verantwortung und nicht beim Gegenüber.

In meiner Therapie beleuchtete ich dann meine Kindheit und meine Verhaltensmuster und erarbeitete deren Bedeutung für mein Leben. Ich fing an zu verstehen, warum ich in vielen Situationen handelte, wie ich es getan hatte.

Ich sehe mich nun am Beginn meines Lebens, denn ich übernehme endlich Verantwortung für mich und mein Handeln.

Mein Tipp an jeden Einzelnen, der die Schuld nur bei anderen sucht: Macht einen Schritt zurück. Macht einen Schritt zur Seite. Und nun schaut euch euer Leben von einem anderen Blickwinkel an. Was habe ich beigetragen? Wo hätte ich etwas anders machen können? Wie hätte ich die Situation positiv beeinflussen können? Wo liegen meine Anteile?

Aus dem Buch:

Ein Narzisst packt aus

Leonard Anders

ISBN: ISBN 978-3-8288-4043-0

Verlag: Tectum Wissenschaftsverlag


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