Ich träume von einem anderen Leben – wie sage ich es meinem Partner?

Dann wagte ich es. Ich erzählte ihr von meinen Träumen. Sie hörte mir zu, fragte nach. Es war ein zunächst angespanntes Gespräch, weil in der Luft stand, wie dünn das Eis unserer Beziehung geworden war, obgleich wir keinen Konflikt hatten. Nur ich hatte leider einen Konflikt: zwischen meinem Jetzt-Leben und meinem Traum-Leben. Aber dieser war auf unsere Beziehung übergeschwappt. Am Ende nickte sie verständnisvoll und ich war versucht zu glauben, dass alles irgendwie gut bleiben würde zwischen uns.

Ich lernte in den folgenden Wochen, dass manche Sehnsüchte und Wünsche blind für die Gegebenheiten sind. Dass sie einen Preis haben, insbesondere, wenn man sie ausspricht. Dass man sie aber aussprechen sollte, wenn sie echt sind. Denn sonst liegt da etwas in der Luft, das der Beziehung auf lange Sicht nicht guttun wird.

Leider ist Ehrlichkeit kein Wundermittel. Manchmal passen zwei Menschen scheinbar „plötzlich“ nicht mehr zusammen, auch wenn sie es für so lange Zeit doch irgendwie taten. Aber es ist eben auch ehrlich, sich einzugestehen: Einen tiefen, echten Wunsch einfach nicht auszusprechen oder sogar zu verleugnen, ändert ja nichts an der Tatsache, dass zwei Menschen in mancherlei, vielleicht grundlegender Hinsicht nicht zusammenpassen und es keine echten, tragfähigen Kompromisse gibt. Auch wenn sie das erst nach Monaten oder Jahren realisieren. Eben gerade deshalb, weil eine Seite ehrlich (geworden) ist.

Kaum war meine Sehnsucht in Worte gegossen worden, kühlte sich unsere Beziehung ab. Es war ein schleichendes Sterben. Unbemerkt anfangs, dann verblüffend still. Es tat nicht weh, obwohl oder vielleicht weil wir uns liebten und immer noch respektierten. Wenige Monate später sagte mir meine Freundin, dass wir wohl doch sehr unterschiedlich seien. Dass sie nicht glaube, dass sich diese Unterschiedlichkeit ewig würde wegdrücken lassen. Wir gingen auseinander und blieben Freunde. Die Kapverdischen Inseln wurden es bei mir dann doch nicht, dafür aber eine andere Insel und viele Monate, die mich veränderten und tatsächlich die Sehnsucht stillten. Sie wohnt noch immer in unserer alten Wohnung, inzwischen wieder in einer Beziehung.

Ja, es ist traurig, wie viel es uns beiden gekostet hat. Dennoch, es war mein Weg. Jeder andere hätte sich falsch angefühlt. Und jeder andere Weg hätte ihr langfristig ebenfalls weh getan.


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