Er fragte sie, ob er noch mit rauf kommen dürfe

Später als er dann gegangen war, zitterte sie am ganzen Körper. Sie weinte schließlich. Es ging ihr sehr schlecht, schaffte es aber immer noch nicht, mit jemandem darüber zu reden. Kurze Zeit später trennte sie sich von ihrem Freund.

Seither wird ihr übel und sie bekommt Panik, wenn sie an einen erigierten Penis denken muss. Jedes Mal, wenn ein Junge mehr wollte, lief sie weg. Wenn ihr ein Mann Komplimente machte, bekam sie Panikattacken.

So ein Trauma verändert Menschen

So ein Trauma verursacht Panikattacken und Ängste, in Folge von Triggern oder Flashbacks, und Kontrollverlust über den eigenen Körper. Viele Frauen ertragen sich nach so einem Erlebnis kaum mehr in ihrer eigenen Haut. Manche ritzen sich und entwickeln eine Traumafolgestörung, oftmals eine posttraumatische Belastungsstörung oder Borderlinestörung, auch wenn da noch andere Komponenten eine Rolle spielen. Andere entwickeln den so genannten Wiederholungszwang und Vergewaltigungsfantasien, in denen sie sich Partner suchen, die sie genauso behandeln, um ihr Trauma immer und immer wieder zu durchleben, einfach weil sie keine andere Form von Liebe oder Bestätigung erfahren haben. Oft sind langwierige Psychotherapien nötig, damit sich das Trauma auflösen kann. Manchmal heilt diese Wunde nie und zurück bleibt eine gebrochene Frau, die sich vielleicht in Alkohol und Drogen flüchtet, nur um nicht mehr daran erinnert zu werden.

Den Frauen, die so etwas erlebt haben, kann ich nur wünschen, dass sie irgendwann jemanden finden, mit dem sie darüber reden können. Denn es ist wichtig, dass darüber geredet wird. Es darf nicht geschwiegen werden, denn sonst kann das Trauma nicht heilen und der Täter kann womöglich ungestraft weitermachen. Auch möchte ich Frauen oder Mädchen, die noch Jungfrau sind, gerne darin bestärken, dass es egal ist, was das Umfeld darüber denkt.

Wenn es sich richtig anfühlt, dann nennt man es Liebe. Wenn es nicht gewollt ist, dann ist es Missbrauch.

Niemand soll denken müssen, dass mit ihm oder ihr etwas nicht stimmt, nur weil man ab einem gewissen Alter noch nicht mit jemandem im Bett gewesen ist. Wenn der richtige Zeitpunkt gekommen ist, dann wird es sich auch richtig und gut anfühlen. Vorher darf man sich gerne langsam herantasten, oder wie die junge Frau, mit der ich immer noch befreundet bin, in ihrer Therapie lernte: „Alles zu seiner Zeit.“

Gut zu wissen: Es gibt bundesweit zahlreiche Anlaufstellen für Opfer von sexueller, häuslicher und anderen Formen von Gewalt und Missbrauch. Beispielsweise ist das Hilfetelefon 08000 116 016 rund um die Uhr erreichbar und unterstützt Sie dabei, Hilfe in Ihrer Nähe zu finden. Qualifizierte BeraterInnen haben ein offenes Ohr sowohl für Frauen als auch für Männer, die unter Gewalt leiden. Außerdem können sich auch Angehörige und Freunde anonym und kostenfrei beraten lassen. Sollten Sie selbst Opfer von Gewalt bzw. Missbrauch geworden sein, zögern Sie bitte nicht, sich z.B. an das Hilfetelefon zu wenden!


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