Ein Leben ohne Schuld

Die US-Soziologin Bréne Brown stellt die These auf: In Beziehungskrisen hat keiner „Schuld“. Die Schuldfrage und unsere Angst vor einer Verurteilung bringen niemand weiter. Stattdessen schlägt sie vor: Mehr Mut zum Risiko! 

In den USA gehört Dr. Brené Brown zu den bekanntesten Beziehungs-Ratgeberinnen. Ihre Bücher klettern auf Platz 1 der Bestsellerliste und sie ist regelmäßig auf dem Kabel-TV-Sender von Talkmasterin Oprah Winfrey zu sehen. Ihr TED-Talk über Verletzlichkeit gehört mit fast 30 Millionen Klicks zu den Top Ten Vorträgen weltweit.

Brown stellte bei ihren Erhebungen über das Glücksrezept derjenigen, die „von ganzem Herzen“ leben, fest, dass sie selbst fast keine der dafür nötigen Eigenschaften besaß – und erlitt prompt einen Nervenzusammenbruch. Im Rahmen ihrer Therapie zog sie sich an den eigenen Haaren aus dem Sumpf. Denn sie hatte auch ermittelt, dass Menschen nicht einfach mit sich und der Welt zufrieden sind – oder eben nicht –, sondern dass diejenigen, die sie beneidete, Entscheidungen trafen. Tag für Tag, immer wieder, manchmal auch gegen den inneren Schweinehund.

Wir kommen einfach nicht darum herum, verletzlich zu sein. Denn Menschen sind nur glücklich und zufrieden in stabilen sozialen Beziehungen. Und die gibt es nicht ohne Risiko. Marius Müller-Westernhagen formulierte das schon 1987 ganz und gar pragmatisch: „Garantien gibt dir keiner – der Liebe Gott, auch der nicht, leider.“ Oder andersherum: Wir müssen uns an die Angst vor Verrat, Enttäuschung und Scheitern gewöhnen, weil wir sonst nur auf dem Sofa hocken bleiben.

Laufen lernt man nur durch Hinfallen

Zu den wichtigsten Faktoren für ein Leben von ganzem Herzen gehören:

  • keine Angst vor guten Gefühlen! Wir fürchten oft, wenn wir uns richtig intensiv über den Lottogewinn oder den neuen Freund freuen, kommt bald die Quittung. Unsinn!
  • Grenzen setzten! Fällt vielen schwer aus Angst, abgelehnt zu werden. Aber wer sich nicht treu bleibt, nimmt es insgeheim allen anderen übel.
  • Hilfe annehmen. Kann anfangs besorgniserregend sein, führt aber zu Verbundenheit.
  • Wahrnehmungen überprüfen. Kann ich ganz bewusst „die Kirche im Dorf lassen“ – oder ist mein Ärger, meine Sorge, gerechtfertigt?

Dieser letzte Punkt ist so schwierig, dass Brown ihm ihr neuestes Buch „Laufen lernt man nur durch Hinfallen“ widmete. Oft fürchten wir insgeheim: „Ich bin ja doch nicht gut genug!“ Oder wir denken: „Ich habe es nicht anders verdient.“


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