Du machst dir zu viele Sorgen! Wenn dem Partner alles Angst bereitet

Anna nickt, aber in Gedanken rechnet sie bereits. Die Monatskarte wird also wieder teurer. Noch ist das kein Problem, aber was, wenn ihr Vertrag im Job nicht verlängert wird? Wird sie sich das Ticket dann überhaupt noch leisten können? Als sie am Tisch sitzt, hat sich ihre Miene verfinstert. Überhaupt: der Job. Womöglich wird ihre Chefin sie doch irgendwann kündigen und dann bricht alles zusammen. Thomas hat bemerkt, wie seine Freundin grübelt. „Was machst Du dir jetzt wieder für einen Kopf?“, fragt er und streichelt ihren Unterarm, „nur wegen der blöden Fahrkartenerhöhung?“

Die Nachricht, dass die Tickets demnächst teurer werden, ist aber nur der Trigger für Annas Angstszenario. Nicht die zehn Cent mehr verunsichern sie so. Dahinter stehen gewichtigere Ängste: die, den Job zu verlieren, nicht zu genügen, überfordert zu sein, nichts Neues zu finden, sich hängen zu lassen und letztlich von Thomas abhängig zu sein.

Angst und unsere Persönlichkeit

Diese Gedanken behält Anna jedoch für sich. Sie weiß, wie wenig Thomas ihre Ängste nachvollziehen kann. Nicht, dass er sie nicht ernst nimmt. Er versteht nur nicht, warum sie sich Gedanken macht darüber, ob es in drei Jahren wohl noch genügend Kita-Plätze in ihrer Nachbarschaft geben wird. Jetzt, wo sie noch gar kein Kind haben.

Er runzelt die Stirn, wenn sie sagt, sie mache sich Sorgen, dass ihre Rente vorn und hinten nicht reichen wird und dass sie jetzt schon viel mehr Geld sparen müsste. Wenn sie einen Urlaub planen, besteht Anna darauf, eine Reiserücktrittsversicherung abzuschließen. Jedes Mal, wenn Thomas sich im Urlaub wieder einen Motorroller mietet, hat sie Angst, dass er einen Unfall hat. Sie ist selbst genervt davon, aber es ist fast ein Automatismus.

Der Psychoanalytiker Fritz Riemann hat in seinem Grundlagenwerk 1961 „Die Grundformen der Angst“ beschrieben, wie Angst unsere Persönlichkeit prägt. Anna hat demnach eine zwanghafte Persönlichkeit. Diese Menschen haben ein besonders großes Sicherheitsbedürfnis und hassen nichts so sehr, wie Zufälle oder Überraschungen. Auch haben sie oft Existenzängste. Insgesamt unterscheidet Riemann vier verschiedene Persönlichkeiten und ihrem Umgang mit Angst.


Weitere interessante Beiträge